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Dörken-Kucharz, Dr. Thomas

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Frankfurt

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Eine Zitterpappel oder Espe mit leuchtendem Herbstlauf vor dunklem Hintergrund.

Pionierbaum

Anmoderation: Diese Woche ist die Espe, auch Zitterpappel genannt, zum Baum des Jahres 2026 gekürt worden. Pfarrer Thomas Dörken-Kucharz aus Frankfurt hat dabei entdeckt: Das Besondere an der Zitterpappel ist nicht nur ihr zittriges Laub – sie hat noch viel mehr zu bieten.

„Du zitterst ja wie Espenlaub“ sagt man, wenn jemand zittert und bibbert. Und das tun Menschen, wenn sie sehr frieren oder große Angst haben. Dieses Zittern ist unangenehm. 

Wenn die Blätter tanzen - die Schönheit der Zitterpappel

Das Zittern des Espenlaubes dagegen ist schön anzuschauen. Die kleinen, herzförmigen Blätter bewegen sich schon beim kleinsten Windhauch. Kein Wunder, dass die die Espe auch Zitterpappel heißt. 

Ein Zuhause für Schmetterlinge - Lebensraum Zitterpappel

Neu war mir als biologischem Laien der Titel „Pionierbaum“, mit dem sich die Espe schmücken darf. Nach einem Brand im Wald oder wenn durch Trockenheit alles abgestorben ist, ist die Zitterpappel oft die erste, die wieder wächst. Sie bereitet den Boden für nachkommende größere Bäume. In diesen Zeiten der kranken Wälder und des Klimawandels ist dieser Pionierbaum ein echter Hoffnungsträger, ein Zukunftsbaum. Er ist recht anspruchslos und bietet vielen Tieren Lebensraum, allein bis zu 60 Schmetterlingsarten. 

Warum wir die Vielfalt der Bäume brauchen

Es beeindruckt mich, was Bäume alles können. Und macht mich hoffnungsfroh. Es gibt ungefähr 73.000 Baumarten auf der Welt, Acht- oder Neuntausend kennen wir noch gar nicht. Diese Vielfalt ist ein Schatz, den wir unbedingt schützen müssen. Denn wir werden die Bäume und ihre unzähligen Kräfte brauchen, um in der Klimakrise zurechtzukommen.

Hoffnung aus Brasilien - Gute Nachrichten von der Weltklimakonferenz

Am Montag beginnt in Brasilien die Weltklimakonferenz. Und tatsächlich wartet Brasilien mit der guten Nachricht auf, dass im vergangenen Jahr viel weniger Regenwald abgeholzt wurde und sie es bis 2030 ganz stoppen wollen. 

Ehrfurcht statt Angst

Ich hoffe auf echte Ergebnisse beim Klimagipfel und weiß natürlich, dass ich auch einen Beitrag leisten kann. Was mir hilft, ist ein Moment des Staunens: Ein gutes, leises Zittern, na ja, mehr ein Erschauern – nicht aus Angst oder Kälte, sondern aus Ehrfurcht. Ehrfurcht vor den Bäumen, der Natur und ihrem Schöpfer.