Ora et labora
Ora et labora – bete und arbeite: Diesen Grundsatz des Benediktinerordens kennen viele Menschen. Aber eigentlich kommt dieser Satz in der Regel des Ordens so gar nicht vor. Trotzdem fasst dieses „bete und arbeite“ natürlich ganz gut zusammen, um was es beim Leben als Mönch geht.
Die Regeln des heiligen Benedikt
Die Regel ist aber viel umfangreicher, regelt alles Mögliche für das Zusammenleben im Kloster. Verfasst hat sie der heilige Benedikt. Er lebte im 6. Jahrhundert in Italien und hat viele Klöster gegründet. Seine Regeln prägen bis heute das Leben der Mönche, nicht nur im Benediktinerorden. Diese Regeln sind also schon knapp 1500 Jahre alt. Trotzdem enthalten sie viele Anleitungen für das Zusammenleben von Menschen, die auch heute noch aktuell sind.
Und da gibt es vieles, was nicht nur im Kloster Sinn macht. Da heißt es zum Beispiel: „Sie sollen einander in gegenseitiger Achtung zuvorkommen, ihre körperlichen und charakterlichen Schwächen sollen sie mit unerschöpflicher Geduld ertragen.“ Unerschöpfliche Geduld für die Schwächen meiner Mitmenschen, ganz schön schwer, finde ich. Aber im Zusammenleben mit anderen durchaus hilfreich.
Regeln für den Abt
Oder über den Abt, den Leiter des Klosters sagt der heilige Benedikt: „Er sei ein Mann der Tat, noch mehr als der Worte, und er selbst tue nicht, was er zu meiden lehrt. Stets misstraue er seiner eigenen Gebrechlichkeit.“
In meine Sprache übersetzt heißt das: Er soll nicht nur schwätzen, sondern handeln, er soll sich selbst an die Regeln halten, und er soll zu seinem eigenen Fehler und Schwächen stehen. Und das sind doch auch für heute gute Leitungsgrundsätze.
Den anderen zuhören
Das erste Wort der Regel ist übrigens Hören. „Höre auf die Weisung des Meisters und neige das Ohr deines Herzens.“ Das ist ein schönes Bild, finde ich. Es geht um eine Grundhaltung: nicht dauernd selbst reden, sondern den anderen zuhören. Mich selbst und das, was ich sagen will, mal zurückstellen. Und die anderen mit dem, was sie zu sagen haben, verstehen wollen.
Wirklich aufmerksam zuhören, also mit dem Ohr des Herzens hören. Eine ganz schön schwere Übung, aber ich will es heute mal besonders versuchen.