hr1 ZUSPRUCH
hr1
Dörken-Kucharz, Dr. Thomas

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer, Frankfurt

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Nikolaus - schmutzige Stiefel raus?

Anmoderation: Am Nikolaustag liegen geputzte – und manchmal auch ungeputzte – Stiefel vor den Türen. Warum dieser Brauch mehr erzählt als nur von Schokolade und Nüssen, sagt Pfarrer Thomas Dörken-Kucharz aus Frankfurt im hr1 Zuspruch. 

Zufällig wurde ich Zeuge eines Gesprächs von zwei fünfjährigen Jungs: „Kommt zu Dir auch der Nikolaus?“, fragt der eine. Der andere antwortet: „Ja, bestimmt, ich muss nur meinen geputzten Stiefel rausstellen. Wenn der sauber ist, tut der Nikolaus ein Geschenk rein!" „Ach“, meint der erste, „beim letzten Mal waren meine Stiefel nicht sauber. Die standen dreckig vor der Tür. Und der Nikolaus hat doch was rein getan. Sogar in beide Stiefel!“

Wer hat den Nikolaus verdient? Eine Frage zur Gerechtigkeit

Längst tauschten sich die beiden über Weihnachtswünsche aus, einer größer als der andere. Meine Gedanken blieben an den Stiefeln hängen. Wer hat den Nikolaus verdient? Nur die mit den sauberen Stiefeln? Muss man sich Geschenke denn verdienen? Und wenn ich an die Erwachsenen denke: Da haben doch die eher Geschenke und Anerkennung verdient, deren Stiefel noch Spuren von Arbeit zeigen. Mehr jedenfalls als die, die sich ihre Hände und Stiefel erst gar nicht schmutzig machen. Die, die die Drecksarbeit machen, werden oft übersehen und selten gewürdigt. 

Die Botschaft des Nikolaustags: Du bist gewollt und geliebt

Okay, der Nikolaus wendet sich nun mal vor allem an die Kinder. Die Botschaft des Nikolaustags soll jedem Kind sagen: Du bist gewollt. Du bist großartig. Die Welt soll dir offenstehen. Himmel und Erde freuen sich über dein Dasein.

Miniweihnachten: Die große Botschaft in kleinen Geschenken

In unserer Familie gibt es keine Altersgrenze für den Nikolausbrauch. Deswegen bin ich heute selbst gern Kind und hab gestern meinen Stiefel vor die Tür gestellt. Und heute ist er gefüllt. Das ist wie Miniweihnachten und verzaubert den Tag. In den kleinen Geschenken steckt die große Botschaft: Gott liebt jeden Menschen. Gerade die mit den durchgelaufenen und abgetretenen Stiefeln übersieht er nicht. 

Putzen kann man die Stiefel aber schon.