hr1 ZUSPRUCH
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Seeger, Andrea

Ein Sendung von

Evangelische Theologin, Oberursel

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Es tut gut, einander zuzuhören – ohne Scheuklappen

Anmoderation:  Der hr ist rausgegangen – mit der „hessenschau“-Pop-Up-Redaktion mitten rein nach Friedberg auf die Kaiserstraße. Mehr als drei Wochen stehen Besucherinnen und Besucher im Zentrum – Redakteurinnen und Redakteure fragen nach ihrer Meinung, ihren Wünschen und Sorgen. Heute endet die Aktion. „Ein voller Erfolg“ bilanziert Andrea Seeger von der Evangelischen Kirche.

Rausgehen, Menschen fragen, was sie denken, hören, was sie bewegt, Kritik, Anregungen, Wünsche notieren und festhalten – auf Augenhöhe, ohne Belehrung, ohne ideologische Scheuklappen. Das ist etwas, was unsere Gesellschaft so dringend braucht. Eine Bilanz kurz vor dem Ende der Pop-Up-Redaktion des hr in Friedberg: Der Sender hat mit dieser Aktion bewiesen, dass unterschiedliche Menschen sehr wohl miteinander ins Gespräch kommen können, sich einander zuhören. Und dass ihnen das guttut. Denn jeden Tag kamen viele Frauen und Männer, Junge und Ältere. Sie ließen sich ein auf einen Dialog, gaben preis, was sie bewegt.

Jesus: Prediger und Zuhörer

Das erinnert mich an Jesus. Er ist bekannt als Prediger, als jemand, der Worte aussendet – genau wie der hr eine Sendeanstalt ist. Jesus war aber auch ein guter Zuhörer. Jemand, der sich ohne Probleme außerhalb seiner Blase bewegte und Menschen direkt ansprach, ohne die geringste Scheu vor gesellschaftlichen Tabus.

Raus gehen - auch dahin, wo es anders ist

Ein gutes Beispiel dafür ist Zachäus. Der Zöllner saß in einem Haus am Rande der Stadt Jericho und knöpfte jedem, der hineinwollte, Geld ab – mehr als den üblichen Satz. Das Zuviel steckte er in die eigene Tasche. Er war also ein Betrüger. Das war stadtbekannt. Niemand wollte etwas mit ihm zu tun haben.

Hinhören verändert

Eines Tages kam Jesus nach Jericho. Die Leute hatten schon viel von ihm gehört, jeder wollte ihn erleben. Auch Zachäus. Und tatsächlich lud Jesus sich bei dem unbeliebten, kriminellen Zöllner ein. Aß bei ihm, hörte ihm zu. Sehr zum Missfallen der anderen. Sie hätten Jesus auch gerne als Gast beherbergt.

Wie gelingt das heute?

Zachäus änderte nach dieser Begegnung sein Leben. Zugegeben: das ist eine drastische Wende. Wenn ich es aber im Kern betrachte: also sich begegnen, einander zuhören, offen sein für andere Meinungen – auch wenn ich manche Positionen ablehne - dann liegt darin eine große Chance für ein gutes Miteinander. Das ist mehr als einen Versuch wert.