Die unperfekte Ballerina
Viele kleine Mädchen wollen Ballerina werden. Mit Spitzenrock und Ballettschuhen tanzen sie durchs Wohnzimmer. Nicht jede Bewegung ist elegant oder anmutig, aber dafür ist ganz viel Begeisterung dabei. Wenn Kinder Ballett tanzen, geht es nicht um Perfektion. Und wie sympathisch das Unperfekte sein kann, das habe ich bei einer Ballettaufführung erlebt.
Mädchen aus verschiedenen Altersgruppen tanzten. Bei den älteren Mädchen war jeder Schritt perfekt und die Choreographie wirkte harmonisch. Und trotzdem kann ich mich kaum noch an das erinnern, was sie getanzt haben. In Erinnerung geblieben ist mir dagegen ein kleines Mädchen, das alles andere als perfekt tanzte. Dieses Mädchen war vielleicht zwei Jahre alt und das jüngste Kind auf der Bühne. Hochkonzentriert schaute es die ganze Zeit nach den anderen Kindern, um ihre Schritte nachzuahmen. Dabei tanzte es die einzelnen Schritte immer etwas zu spät.
Immer mal aus der Reihe tanzen
Das kleine Mädchen, das so zeitversetzt und jenseits des Taktes tanzte, zog die Blicke des Publikums auf sich. Es tanzte wortwörtlich aus der Reihe und das gefiel dem Publikum. Es war gerade das Unperfekte, was das Mädchen so sympathisch machte.
Für viele Erwachsene ist es vermutlich keine schöne Vorstellung, auf einer Bühne nicht perfekt zu sein. Der unperfekte Tanz dieser kleinen Balletttänzerin zeigt mir, dass es im Leben vielleicht manchmal gerade nicht darum geht, perfekt zu sein und alles richtig zu machen. Er zeigt mir, dass vermeintliche Fehler sympathisch machen und dass der Maßstab nicht immer die Vollkommenheit sein muss.