hr1 ZUSPRUCH
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Hartmann, Christoph

Eine Sendung von

Lehrer und Referent für katholische Schulpastoral, Fulda

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Drei Personen hören aufmerksam einem Redner zu.

Die Ohren gespitzt

An der Schwelle zum 1. Advent habe ich mit zwei Kollegen einen Oasentag für Religionslehrer angeboten. Kaum passender hätte der Ort sein können, an dem dieser Tag stattfand: Es war das Benediktinerinnenkloster in Fulda. Obwohl es mitten in der Stadt liegt, ist es eine wahre Oase. Hinter den Klostermauern öffnet sich ein wunderbarer Raum für Begegnung und Ruhe - genau das Richtige für einen Oasentag.

Zuhören zulassen

Ein Höhepunkt dieses Treffens war für mich die Begegnung mit einer der Benediktinerinnen. Sie brachte uns eine Tonfigur des Hl. Josef mit. Besonders an der Figur war, dass er seine rechte Hand an sein Ohr hielt, um gut hören zu können. Dabei saß er mit offenen Augen aufrecht auf einem Stein und seine beiden Füße standen fest auf dem Boden. Josef ist aufmerksam, hat eine gute Haltung und ist erdverbunden. Er steht mit beiden Füßen fest im Leben. 

Josef als emphatischer und geduldiger Zuhörer

In der Bibel ist uns von Josef wenig überliefert. Aber das, was wir wissen, deutet darauf hin, dass er wirklich aufmerksam hören konnte. In den entscheidenden Momenten hörte er die Stimme Gottes und handelte danach. Obwohl Maria, seine Verlobte, ein Kind erwartete, das nicht von ihm war, verließ er sie nicht! Nach der Geburt Jesu in Bethlehem wird er aufgefordert, mit Frau und Kind nach Ägypten zu fliehen, um schließlich wieder zurückzukehren. Josef hört die Stimme des Herrn und handelt danach. 

Das Zuhören immer wieder neu lernen

Auch bei den Benediktinerinnen spielt das Hören eine besondere Rolle. Der Hl. Benedikt, der Gründer der Benediktiner, schreibt in seiner Ordensregel ganz zu Beginn: „Höre!“ In dem Gespräch mit der Schwester wurde schnell klar, dass das Hören nicht nur in der Bibel und im Kloster von Bedeutung ist. Das Hören ist eine Eigenschaft, die in unseren Tagen immer wichtiger zu sein scheint. Schaffe ich es überhaupt noch zuzuhören? Halte ich es aus, mal nichts zu sagen und den anderen aussprechen zu lassen?

Allein die Tatsache, dass das Wort „hören“ in der Bibel über 400-mal vorkommt, zeigt, wie wichtig es ist. Von daher gilt es in den kommenden Adventstagen, die Ohren zu spitzen, um wirklich hören zu können - auf das, was mir meine Mitmenschen sagen und vor allem auf das, was von Gott kommt.