hr1 ZUSPRUCH
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Schäfer, Christoph

Eine Sendung von

Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim

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Damit Besitz kein Ballast wird

Heute feiert die Kirche Gregor den Großen. Dieser Papst hat vor 1400 Jahren wirklich Großes geleistet. Nicht nur als Denker. Sondern auch als Macher.

Gregor kämpfte für Stabilität

Damals haben Krieg und Not Italien ins Chaos gestürzt. Gregor hat den Hunger bekämpft, für Stabilität gesorgt. Und das sehr erfolgreich. Weit über Italien hinaus hat er außerdem durch Missionsprojekte Geschichte geschrieben.

Gregor war bescheiden wie ein Mönch

Dabei war Gregor wohl kein breitbeinig auftretender, gestylter Top-Manager. Sein Ideal hieß: bescheiden wie ein Mönch zu sein. Doch Gregor hat auch gewusst: Die meisten Menschen ticken anders als Mönche, die ja radikal nach dem christlichen Armutsideal leben.

Normalverbraucher können und wollen meist nicht ihren ganzen Besitz über Bord werfen. Gregor geht auf die Durchschnittsmenschen ein. Schreibt: „Wenn ihr schon nicht alles, was ihr in der Welt besitzt, verlassen könnt: Dann behandelt euren Besitz wenigstens so, dass ihr von ihm nicht gefesselt werdet.“

Besitz wird schnell Ballast

Ich find: Das Zitat ist auch heute noch alltagstauglich. Denn ich hab leider oft erlebt: Besitz macht zwar erst mal unabhängig. Aber wenn ich mich zu sehr auf Materielles fixiere: Dann stimmt etwas nicht. Ich fühl mich dann kleingeistig, nervös und unfrei. Besitz wird dann zum Ballast.

Das hab ich etwa gemerkt, als ich im Studium für eine Weile zum manischen Platten-Sammler geworden bin. Ich hab dann viel gejobbt und das Geld in LPs investiert. Unter anderem durch das Jobben ist es im Studium nicht vorangegangen. Und von dem Problem hat mich meine Plattensammlung zu sehr abgelenkt.

Irgendwann hab ich einen Schnitt gemacht. Die Sammlung fast komplett weggegeben. Einzelne Platten vermiss ich noch heute ab und zu. Aber insgesamt war es ein Befreiungsschlag. Ich hab mich wieder mehr auf Dinge konzentriert, die wirklich zählen: aufs Studium – aber vor allem auch auf Freunde.

Geistig freimachen

Auch heute merk ich manchmal: Ich muss mich von den Dingen, die ich besitze, freimachen. Zumindest geistig. Aber auch ganz real. Denn wenn ich daran denk, dass der Durchschnittsdeutsche laut Statistik 10.000 Dinge besitzt, muss ich mir gestehen: Ich liege definitiv sogar noch über diesem Schnitt.

Ich will mich daher noch häufiger von Besitz lösen. Und konsequenter darauf verzichten, neuen Besitz anzuhäufen. Das ist sicher auch im Sinne von Gregor dem Großen.