10 Jahre „Wir schaffen das!“
Anmoderation: Am 31. August 2015 sagte Angela Merkel drei Worte. Sie haben Geschichte geschrieben. „Wir schaffen das!“ Das ist nun zehn Jahre her. Tanja Griesel erzählt von einer Familie, die damals aufgebrochen ist.
Vor zehn Jahren ist der kleine Akram mit seinen Eltern aus Syrien geflohen. Ich bin auf seine Geschichte gestoßen in einer Ausstellung im Museum in Fritzlar. Dort ist Akrams Rucksack ausgestellt, mit dem er geflüchtet ist. In diesem Rucksack, ein Brief seines Vaters.
Leben im Krieg? - Unmöglich!
Er schreibt: „Im Mai 2015 habe ich beschlossen, mit meiner Familie die Heimat zu verlassen. Der Krieg hat unser Leben unmöglich gemacht. Es gab zwei Wege: mit dem Schlauchboot übers Meer oder über Land. Dafür haben wir uns entschieden.“
Über die Balkan-Route
Zwanzig Tage war die Familie unterwegs – von Syrien über die Türkei nach Bulgarien. Dort wurden sie festgenommen, mussten in ein Flüchtlingsheim. Dann ging‘s weiter.
Was mitnehmen auf der Flucht?
Akram war damals ein Kind, zehn oder elf Jahre alt. Er durfte nur das mitnehmen, was er selbst tragen konnte - in seinem Schulrucksack: ein bisschen Kleidung, Spielzeug, Datteln, Kekse. Er erzählt: „Wenn der Hunger zu groß war, gab es eine Dattel. Sie hat süß geschmeckt – und auch ein bisschen nach Heimat. Das hat geholfen, weiterzugehen.“
"Wir schaffen das!"
Im Herbst 2015 ist die Familie in Deutschland angekommen. So wie mehr als 150.000 andere Geflüchtete aus Syrien allein in dem Jahr[1]. Eine große Aufgabe für unser Land. Angela Merkel hat damals Mut gemacht und gesagt: „Wir schaffen das!“
Akram hat es geschafft
Akrams Geschichte gibt ihr Recht: Er ist hier zur Schule gegangen, hat Deutsch gelernt, Freunde gefunden, einen Schulabschluss gemacht. Er hat sich eine Zukunft aufgebaut.
Der Rucksack: Voller Erinnerungen
Den alten Rucksack gibt es noch, abgetragen, voller Erinnerungen. Im Museum in Fritzlar ist er nun ausgestellt, neben Bildern von Geflüchteten nach dem 2. Weltkrieg. Für Akram und seine Familie steht der Rucksack für ihren Weg: die Gefahr, das Ankommen, die harten ersten Jahre – und auch für das, was sie geschafft haben.
Was bleibt - 10 Jahre danach?
Das gilt nicht für alle, die seitdem gekommen sind. Integration bleibt eine große Aufgabe. „Wir schaffen das“ – das heißt nicht, dass alles leicht ist. Politisch kann man darüber streiten. Aber Akram zeigt, wie viel möglich ist, wenn jemand willkommen ist.