hr1 ZUSPRUCH
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Seeger, Andrea

Eine Sendung von

Evangelische Theologin, Oberursel

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Zeit, Wohnen neu zu denken

Es ist schwer, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Oft geht die Hälfte des Einkommens für die Miete drauf. In Zukunft wird es vor allem viele Ältere treffen. Acht bis zehn Millionen Menschen verabschieden sich demnächst in die Rente, die Babyboomer, die Jahrgänge zwischen 1955 und 1969. Altersgerechte bezahlbare Wohnungen fehlen, Experten sprechen von „grauer Wohnungsnot“. Was also tun?

Ungewöhnliche Ideen entwickeln

Vor allem vieles ausprobieren, ungewöhnlichen Ideen Raum geben. Das meint günstiges Bauland, Steuererleichterungen, Förderung von Energiesparmaßnahmen, aber auch und vor allem die Möglichkeit, höher, dichter und preiswerter zu bauen. Bauvorschriften sollten gelockert werden.

Wer ein großes Haus hat, kann tauschen mit Bewohnern einer kleineren Wohnung. Davon gibt es zu wenige. Die Politik muss Anreize schaffen, welche zu bauen. Es sollte ein Förderprogramm entstehen für die Aufteilung von Ein- und Zweifamilienhäusern in mehrere Wohnungen.

Pfarr- und Gemeindehäuser in günstige Wohnungen umbauen

Auch die Kirche kann mitmachen. Wenn Mitgliederzahlen sinken, Gemeinden sich zusammenschließen, werden Gebäude frei.  Pfarr- und Gemeindehäuser liegen oft gut, mitten im Ort. Sollten einige von ihnen frei werden, wäre es gut, daraus Wohnraum zu schaffen. Wenn nicht alleine, dann mit der Kommune oder einem sozial handelnden Investor. So wie in Eppstein im Taunus. Dort hat ein Investor auf dem Grundstück der evangelischen Talkirchengemeinde 47 Barriere-arme Wohnungen gebaut für Ältere und Menschen mit Einschränkungen. Auch eine Diakoniestation gehört dazu. Pflegedienste buchen die Bewohnerinnen und Bewohner nach Bedarf.

Die Babyboomer sind WG-tauglich

Noch einmal zurück zu den Babyboomern: Mit ihnen verbindet sich Hoffnung. Nicht wenige von ihnen haben in Wohngemeinschaften gelebt, sie sind WG-tauglich. Auch im Alter können und wollen einige von ihnen in gemeinschaftlichen Wohnmodellen leben. Sie wissen, wie es geht. Mit Privatsphäre und gleichzeitig vielen Treffpunkten. Das senkt die Kosten. Und tut der Seele gut. Zusammen ist man weniger allein.