hr1 ZUSPRUCH
hr1
Hartmann, Christoph

Eine Sendung von

Lehrer und Referent für katholische Schulpastoral

00:00
00:00

Würdevoll arbeiten

Mit der Erfindung der Dampfmaschine entwickelte sich die Technik enorm weiter. Ein gewaltiger Schritt für die Menschheit. Im ausgehenden 19. Jahrhundert war es die Geburtsstunde der industriellen Revolution. Massenproduktion, Eisenbahn, Dampfschifffahrt auf der einen Seite und auf der anderen Seite die Verelendung der Massen, immer mehr Ausbeutung der Arbeitnehmer und schlechte Arbeitsbedingungen. Nur ein paar Stichworte, die mir zu dieser Phase der Weltgeschichte einfallen.

Gut, dass wir aus diesen Zeiten gelernt haben. Wirklich?

Ein kleines Stück Kongo

Vor einiger Zeit sagte mir ein Bischof aus dem Kongo: Weißt du, dass jeder ein Stück Kongo bei sich trägt? Was eigentlich total positiv und schön klingt, ist in Wirklichkeit dramatisch und gleicht eher den Verhältnissen unserer industriellen Revolution.

Denn unsere Handys brauchen den Rohstoff Coltan, welcher zum Großteil aus dem Kongo kommt. Und so trägt tatsächlich ein jeder von uns ein Stückchen Kongo bei sich. Das Problem: Dieser Rohstoff wird unter den widrigsten Umständen und Menschenrechtsverletzungen, Umweltzerstörung und sogar Krieg in den Minen des Kongos abgebaut. Das klingt irgendwie nach 19. Jahrhundert.

Denn was wir im Europa des 19. Jahrhunderts gelernt haben, das hat sich in der katholischen Soziallehre niedergeschlagen. Unter der Federführung von Emmanuel von Ketteler, später dann Erzbischof von Mainz, wurde diese Lehre entwickelt.

Es geht darum, jeden Menschen als Person und Individuum zu sehen. Jeder Mensch ist einmalig und besitzt Würde. Auch in den Arbeitsabläufen!

Es geht um gegenseitige Unterstützung, gerechte Teilhabe, Entfaltung der eigenen Persönlichkeit. Und es geht darum, dass die Starken einer Gesellschaft die Schwachen unterstützen. All diese Dinge finden sich in den Schlagwörtern Personalität, Solidarität und Subsidiarität wieder.

Personalität, Solidarität und Subsidiarität

Dieses Thema ist so wichtig, dass selbst Päpste immer wieder die soziale Gerechtigkeit thematisieren. Papst Johannes XXIII. tat dies mit seiner Sozialenzyklika 1961.

Ich wünsche mir, dass diese sozialen Gedanken der Personalität, Solidarität und Subsidiarität immer mehr in der Welt verbreitet werden. Ich wünsche mir, dass alle Menschen im Kongo, bei uns und überall so behandelt werden, wie es dem menschlichen Wesen entspricht. Wenn das gelingt, dann freue ich mich auch wirklich, ein Stück Kongo bei mir zu tragen.