hr1 ZUSPRUCH
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Klewitz, Ute

Eine Sendung von

Pastoralreferentin, Mentorin für Lehramtsstudierende mit dem Fach Katholische Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz

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Trage-etwas-Kitschiges-Tag

Zugegeben: Ich bin eine Schnäppchenjägerin. Schlussverkäufe oder schon das Wort Sale an einem Geschäft lassen mein Herz höherschlagen. Heute ist ein witziger Tag, der Trage-etwas-Kitschiges-Tag. Dieses Motto hat mich an die Shopping-Wettbewerbe erinnert, die meine Schwester und ich früher miteinander gemacht haben. Bei Schlussverkäufen ist jede von uns erstmal allein einkaufen gegangen. Zwei, drei Stunden später haben wir uns dann in einem Restaurant getroffen. 

Ich mag bunte Kleidung

Ziel unserer Shopping-Touren damals war: Wer schafft es, für möglichst wenig Geld das kitschigste Kleidungsstück zu kaufen. Beim Essen dann wurde verglichen und die Siegerin ermittelt – die hat dann nämlich das Essen bezahlt. Wir besitzen beide bis heute leuchtend gelbe und pinke Kleidungsstücke und auch bunt gestreifte Hosen. Meine kitschigen Sachen mag ich sehr. Ich ziehe sie an und lächle vor mich hin: Ich mag einfach bunte Kleidung. 

Wie gehe ich damit um?

Noch heute reizen mich Sale-Tage und kitschige Kleidung sehr - verändert hat sich aber mein Blickwinkel darauf. Diese Menge an Kleidung in den Geschäften macht mich nachdenklich. Und auch irritieren mich die oft sehr günstigen Preise. Ich Ich mache mir klar: Diese Preise sind oft nicht real, gerade angesichts von Rohstoffen, Löhnen, Arbeitssicherheit, Kinderarbeit. Als Christin frage ich mich auch: Wie gehe ich selbst mit Gottes Schöpfung, mit den Ressourcen von Erde und Menschen um? 

Was macht da Sinn?

Mir geht es hier nicht darum zu moralisieren, sondern um einen kritischen Blick auf mein eigenes Kaufverhalten. Was macht da Sinn? Ich mag Kleidung sehr, aber ich habe angefangen, nicht ständig gleich neue Sachen zu kaufen, sondern alte schöne und manchmal auch kitschige Sachen aufzuwerten, aufpimpen heißt das heute. Und wenn ich mehr Abwechslung brauche, kann ich in Second-Hand-Läden gehen, zu Organisationen wie Oxfam oder Kleiderbörsen besuchen.

Für mich sind das kleine, aber wirksame Schritte auf dem Weg zu einer gerechteren Welt. Und heute suche ich mir ein besonders buntes Stück für meinen Tag.