hr1 ZUSPRUCH
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Vorländer, Martin

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer und Senderbeauftragter für den DLF, Frankfurt

Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen

150 Menschen sind gestern bei dem Absturz des Flugzeugs über Südfrankreich gestorben. Zu jeder und jedem Einzelnen gehören Menschen, die ihn oder sie geliebt haben. Ich denke an die Familien der Toten. An ihre Partnerinnen und Partner. An Eltern, die ihren Sohn oder ihre Tochter verloren haben. An Kinder, die durch den Absturz Vater oder Mutter verloren haben. Ich denke an die Freunde, an die Kolleginnen und Kollegen, die jetzt wissen: Er oder sie kommt nicht aus dem Urlaub oder von der Reise zurück.

Indirekt ist jeder von uns betroffen. Flug Barcelona nach Düsseldorf. Da denkt man normalerweise an nichts Böses. Knapp zwei Stunden Flugzeit. Barcelona – wunderbares Reiseziel. Düsseldorf – ganz in unserer Nähe. Germanwings – eine sonst sichere Tochter der Lufthansa. Kein Kriegs- oder Krisengebiet auf der Flugroute. Keine Sturm- oder Gewitter- oder gar Terrorwarnung.

Ein ganz normaler Flug. So wie viele von uns Flugreisen geplant haben für die Osterferien, für den Sommerurlaub oder für eine Geschäftsreise. Wir hätten in dieser Maschine sitzen können oder jemand, den wir kennen. Dadurch kommt uns dieser Absturz ganz nahe. Er macht mit einem Schlag von neuem bewusst: Mein Leben kann von heute auf morgen, von einer Minute auf die andere zu Ende sein. Mitten im Leben sind wir vom Tod umfangen.

Was hält uns, wenn der Tod so über uns hereinbricht? Ich halte mich fest an dem Glauben, dass Gott größer ist als der Tod, dass Gott Leben und Tod umfängt. Ich hoffe für die Menschen, die im Flugzeug saßen, dass sie irgendwie gespürt haben: Auch in der Stunde ihres Sterbens, auch in ihrer Todesangst ist Gott bei ihnen. Ich bete für ihre Angehörigen: Gott, lass sie im Schock und in ihrer Trauer deine Nähe spüren! Stell ihnen Menschen zur Seite, die sie halten!