Kann man im Wellnesstempel Gott finden?
Kann man im Wellnesstempel Gott finden? Eine komische Frage, meinen Sie, die auch nur ein Pfarrer stellen kann. Gott im Wellnesstempel? Naja, mal sehen.
Ich habe es zwischen den Jahren jedenfalls mal versucht. Für drei Tage hatte ich mich in einen solchen Wellnesstempel eingebucht. Es war für mich das erste Mal, dass ich einen solchen Wellnesskurzurlaub gemacht habe. Freunde hatten davon sehr geschwärmt.
Im Zentrum des Tempels gab es ein Schwimmbecken umgeben von einigen vermutlich antiken Gottheiten aus Plastik. Und rundherum gab es lauter Spiegel. Das fand ich garnicht so schön, mich beim etwas ungelenken Einsteigen ins Wasser selber sehen zu müssen. Auch dass der Bauch über Weihnachten offensichtlich doch wieder ein ganzes Stück gewachsen war, zeigten mir die Spiegel unbarmherzig. Aber OK, im Wasser war’s angenehm. Am Beckenrand standen so an die 20 Ruheliegen. Da ruhten die Wellnesser. Ich kam dort nicht so ganz zur Ruhe. Irgendwie war’s mir langweilig.
Sauna ist nicht so mein Ding und mein Arzt meint auch, es wäre besser, ich ginge da nicht rein. Vor Solarien wird ja sowieso gewarnt. Blieb für mich noch die Massage. Mein Rücken war doch schon sehr verspannt. Und das war auch wirklich toll.
Und so kam ich dann am letzten Tag doch noch zur Ruhe auf den Ruheliegen. Ich spürte meinen Atem, wie er ruhig einströmte und ruhig auch wieder aus. Ich spürte, dass ich lebe, und zwar ohne mein eigenes Zutun. Mein Atem strömte von ganz alleine: ein und aus. Mein Bauch, auf den ich meine Hände hatte ruhen lassen, hob und senkte sich im Rhythmus meines Atems. Nicht ich atmete, sondern es atmete mich. Ja, ich lebe. Und das habe ich nicht selber gemacht. Es wurde mir geschenkt, mein Leben.
Ihr werdet mich suchen und finden; denn wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen, spricht der HERR (Jer 29,13). Doch, das geht auch im Wellnesstempel.