Was zählt, ist die Liebe: Zur Gleichstellung homosexueller Lebenspartnerschaften

Sechs große Strohballen braucht man für ein Hochzeitspaar. Als ich letzte Woche zur Arbeit gefahren bin, waren ein paar junge Leute gerade dabei, so ein Strohballen- Paar am Ortseingang aufzubauen. Das ist Sitte hier in der Wetterau, wenn zwei heiraten. Sie haben an einer Figur gerade eine Riesengardine als Brautschleier angebracht. Das Schild dazu war schon fertig: zwei große Trauringe sind drauf und das besondere Datum: 1. März 2013 und die beiden Namen des Brautpaars: Steffi und Manu. Steffi und Manu, hab ich gedacht, da hätten sie „Manuel“ besser ausgeschrieben.

Oder kann das wirklich ein Hochzeitspaar aus zwei Frauen werden, in einem Dorf in der Wetterau, ganz öffentlich? Es kann. Immer mehr Menschen haben ihre eigene Haltung durch persönliche Begegnungen mit Lesben und Schwulen verändert. Sie wissen: Homosexualität ist anlagebedingt. Da ist viel Gelassenheit gewachsen, auch unter Jugendlichen.

Und unter Christen Gestern haben die beiden Frauen Steffi und Manu Ja zueinander gesagt und die Ringe getauscht.Ob sie vielleicht auch evangelisch sind und eine Segnung ihrer Partnerschaft planen? Nein, sagt die Pfarrerin vor Ort, sie hat bis jetzt keine Anfrage bekommen. Vielleicht kommt sie ja noch. Denn seit zehn Jahren können auch gleichgeschlechtliche Paare Gottes Segen für ihre Lebenspartnerschaft in einem Gottesdienst erbitten.

Verlässlichkeit, Verantwortung und Liebe, das macht eine dauerhafte Partnerschaft aus, das Geschlecht der Menschen ist dabei zweitrangig. Die evangelischen Kirchen in Hessen haben das so beschlossen und damit auch andere Formen christlicher Lebensgemeinschaft möglich gemacht. Viele Christen haben erkannt: Was die Bibel ablehnt, auch bei homosexuellen Beziehungen, ist sexueller Missbrauch, Formen von Gewalt oder Kontakte, die man kaufen kann.

Homosexuelle Partnerschaften, die auf Dauer angelegt sind,  kennt die Bibel nicht. Als die evangelischen Kirchen in Hessen schließlich entschieden haben auch gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften zu segnen, war dabei der biblische Gedanke wichtig: Wer in der Liebe lebt, lebt in Gottes Gegenwart und Gott ist in ihm gegenwärtig. (1.Johannes 4,16b BasisBibel).

An der Ehe festhalten, für mich heißt das: Das Modell einer verlässlichen Partnerschaft weiter zu entwickeln, in der Menschen füreinander Verantwortung tragen und in der auch Kinder geborgen aufwachsen können. Dabei zählt nicht, ob die Partner Männer oder Frauen sind. Was zählt, ist die Liebe.