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Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer im Ruhestand, Biebertal

Wie Hund und Katze

Wie Hund und Katze

Kosenamen und Schimpfwörter für unsere Mitmenschen beziehen wir gerne aus der Welt der Tiere. Das reicht dann vom Mäuschen bis zum Kamel oder zum Walross. Offensichtlich kann man an Tieren typische menschliche Eigenschaften erkennen, die uns freuen – oder ärgern. Das überzeugt mich besonders, wenn es um Hund und Katze geht.

Ein Hund wird umsorgt, gekrault, mit Leckereien gefüttert, regelmäßig wird mit ihm Gassi gegangen. Und der Hund, glücklich über so viel Fürsorge und Liebe, würde sagen, wenn er sprechen könnte: „Mein Frauchen ist eine Königin“.

Auch der Kater wird gehegt und gepflegt, wird gekrault, mit Leckereien gefüttert und mit Spielsachen ausgestattet. Und der Kater, stolz auf so viel Anerkennung und Wertschätzung seiner Persönlichkeit, würde sagen, wenn er sprechen könnte: „Ich bin ein König“.

Der Hund: Dankbar für alles, was ihm geschenkt wird. Der Kater stolz auf allen Glanz, den er offensichtlich ausstrahlt.

Beide Typen finden sich auch unter uns Zweibeinern. Menschen nach dem Typ Hund staunen über alles, was andere können, trauen sich selbst wenig zu und bedanken sich tausendmal für jede Wohltat. Sie leben, sagt die Psychologie, nach der Devise: Ich bin nicht ok, du bist ok.

Menschen nach dem Typ Kater sind immer selbst die Größten. Es ist selbstverständlich, dass andere, eher kleinere Geister, aufmerksam werden auf ihren Glanz und ihr Können. Was ihnen Gutes getan wird, ist nicht mehr als gerecht und nicht mehr als verdient. Sie leben nach der Devise: Ich bin ok; du bist nicht ok.

Was davon könnte man eine gesunde Lebenshaltung nennen? Sicher keines von beiden. Wer sich immer klein macht, verkümmert innerlich ebenso wie diejenigen, die sich selbst groß und andere immer klein machen.

„Ich bin ok, du bist ok“. Das ist dagegen eine gute Voraussetzung, mit einem guten Blich für andere und für sich selbst durchs Leben zu gehen. Wer genau hinhört, kann dieses Prinzip schon in einem Gebot der Bibel erkennen: „Du sollst deinen Nächsten lieben – wie – dich – selbst.“