Wenn das kein Trost ist (Gabriele Wohmann)
Glückwunsch an eine große Frau aus Hessen: Die Schriftstellerin Gabriele Wohmann, geboren in Darmstadt, Pfarrerstochter, wird heute 80 Jahre alt.
Frau Wohmann hat nicht nur mir, sondern auch der Kirche ins Gewissen geredet und geschrieben. Was ist wirklich euer Auftrag?, hat sie gefragt. Welcher Geist leitet die Kirche? Wieviel Zeitgeist darf sein und wann bleibt die Kirche besser bei der eigenen Sache? Ich will auch auf die hören, die mich und die Kirche von der Seite betrachten. Wie Gabriele Wohmann. Sie hofft darauf, dass Gott vergibt. Sie erwartet, dass die Kirche sich um die kümmert, die ihren Platz in der Welt noch nicht gefunden haben. Sie schreibt auch über Pfarrerinnen und Pfarrer, deren Seele verwundet ist, die im Amt nach den richtigen Worten suchen.
Und sie fragt nach dem Alter. Wie ist es heute, alt zu sein? Was ist, wenn ein Mensch krank ist und nicht mehr kann? Einmal schreibt sie, was eine alte Frau ihrem Pfarrer sagt: „Wissen Sie, Christus hat ja alles Leid der Welt getragen. Nur das des Alterns nicht!“ Das stimmt. Jesus ist nicht alt geworden und hat nicht empfunden, was schwach und hinfällig bedeutet. Es werden ja immer mehr Menschen älter. Immer mehr verlieren auch ihre Sinne und finden sich im Leben nicht mehr zurecht. Dafür will ich da sein, wenn möglich. Dafür ist meine Kirche da. Nicht um zu vertrösten mit blumigen Worten, sondern um zu trösten mit ehrlichen Worten und Taten. Wer aus der Welt fällt und aus dem vertrauten Leben, soll gestützt werden von meiner Kirche. Das kostet Zeit, auch Geld: Gute Ausbildung, angenehme Häuser, liebevolle Ärzte und Pflegerinnen. Manches schaffen die Kinder, Enkel oder Nachbarn. Immer geht das aber nicht und ein Mensch muss ins Heim. Da soll der Körper, aber auch die Seele gepflegt werden. Worte streicheln die Seele, auch wenn die Sinne nicht mehr klar sind. Das weiß Gabriele Wohmann. Und schreibt, was ihr hilft: „Gott stößt nichts zu“. Er passt auf mich auf. Wenn das kein Trost ist.