Staatskirche und Gottesstaat?
Das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Das war Jesu Botschaft. Dafür stand sein Leben und Sterben. 380 Jahre nach seiner Geburt kam aber nicht das Reich Gottes nahe, sondern das römische Reich. Am 28. Februar, heute vor 1632 Jahren, wurde das Christentum mit dem sog. Dreikaiseredikt zur Staatsreligion. Die Geburtsstunde des christlichen Abendlandes. Um den christlichen Glauben ging es dabei eher weniger. Mehr ging es um die Macht. Die drei Kaiser wollten das Römische Reich durch den einen Glauben einigen und dadurch festigen.
Mit Sorge schauen wir heute auf islamistische Gottesstaaten. Der Iran ist bekannt. Die Wahlen in den Ländern der arabischen Revolution beunruhigen noch. Wird es noch mehr Gottesstaaten geben? Die Sorge ist berechtigt, auch wenn wir auf die Geschichte unserer eigenen Kirche schauen. Folge des Dreikaiseredikts aus dem Jahr 380 waren z. B. die Kreuzzüge. Es folgte die unheilige Inquisition. Aber auch der Erfolg der Reformation war nur wegen der engen Bindung mit den Landesherren möglich. „Cuius regio, eius religio.“ Trat der Landesherr zum neuen Glauben über, musste es sein gesamtes Volk auch. Und die Rolle der Kirche in Nazideutschland ist eines der dunkelsten Kapitel in unserer Geschichte
Die Zeit ist lange vorbei. Aus schmerzlicher geschichtlicher Erfahrung gilt heute die Trennung von Kirche und Staat. Gott sei Dank. Der Staat ist neutral und die Religionsgemeinschaften autonom. Als Partner haben sie Verträge geschlossen, die die Zusammenarbeit regeln. Darum gibt es Religionsunterricht, kirchliche Kindergärten und die geschützten Feiertage. Trennung von Kirche und Staat heißt aber nicht, dass Christentum zur Privatsache wird. Jesus nachzufolgen heißt bis heute, Gottes Reich in der Welt zu bezeugen und für eine menschliche und gerechte Gesellschaft einzutreten. Ich glaube sogar, das geht besser, wenn Staat und Kirche getrennt verbunden sind.