Selbstverständlich nachhaltig
Bei diesem Wetter trinkt er ihn am liebsten heiß. Mein Nachbar Heinz macht seit vielen Jahren seinen Apfelwein selbst.Klar, das ist immer eine Menge Arbeit im Herbst. Ob sich das wirklich rechnet? Wohl kaum.
Für Heinz ist das aber eine Selbstverständlichkeit geworden.Die Streuobstwiese hat er von seinem Großvater geerbt und aus der vielen Arbeit, die mit dem Keltern verbunden ist, macht er ein Ereignis für die ganze Großfamilie.
Die Enkelkinder helfen den Erwachsenen die Äpfel aufzulesen und drücken dann abwechselnd den Knopf, der die große Kelter in Bewegung setzt. Sie haben großen Spaß dabei, den trockenen Rest, der beim Keltern übrig bleibt, auf den großen Wagen zu schippen. So ein Glas Apfelsaft direkt aus der Kelter, das schmeckt wunderbar süß und frisch.
In diesem Jahr kam noch etwas Besonderes dazu: Mit dem Traktor hat Heinz sechs alte Apfelbäume entwurzelt und dann kleingesägt. "Die waren noch von meinem Opa", sagt er."Irgendwann sind die Bäume einfach zu alt, dann tragen sie nicht mehr so gut und dann müssen sie ersetzt werden. Wir haben dieses Jahr gut geerntet, wir hatten mehr als wir brauchten und wir haben noch einen ganzen Wagen voll Äpfel zur Kelterei gefahren. Von dem Geld haben wir dann in der Baumschule sechs neue Apfelbäume gekauft.
In den nächsten Jahren werden wir von denen nur ein paar Äpfel ernten können, aber später können die beiden die Kelter dann wieder ordentlich voll machen." sagt er und zeigt auf seine beiden Enkelsöhne. Die zwei Jungs hängen gerade ein paar grobe Säcke zum Trocknen auf.
Für Heinz ist das ganz selbstverständlich: dass er das Land und die Bäume nutzt und pflegt, und dafür sorgt, dass auch die nächsten Generationen noch teilhaben können – so wie das sein Opa für ihn getan hat.
Das ist die Aufgabe der Menschen in Gottes Schöpfung. Sie sollen die Erde bebauen und bewahren und mit ihren Reichtümern so nachhaltig wirtschaften, dass auch die kommenden Generationen noch genug davon haben.
Sicher, nicht jeder hat eine Streuobstwiese und kann selbst Apfelwein keltern. Aber wir kaufen Lebensmittel, Möbel, Kleidung und Autos, wir wählen einen Stromanbieter und fahren in den Urlaub. Da gibt es Gelegenheiten für alle.
Wenn mein Nachbar Heinz so dasitzt, die Hände um ein Glas mit heißem Apfelwein gelegt, dann sieht er sehr zufrieden aus. Sicher liegt das auch daran, dass er ein gutes Maß gefunden hat zwischen bebauen und bewahren.