Ohne falschen Ehrgeiz
„Ohne falschen Ehrgeiz“ ist das Motto der evangelischen Aktion für die Passionszeit, diese Wochen vor Ostern. Die Aktion heißt „7 Wochen ohne“. Ohne falschen Ehrgeiz, dieses Motto finde ich gut. Ich glaube, falscher Ehrgeiz macht krank. Hat ja mit Geiz und Ehre zu tun. Ehre nur bei sich selbst zu behalten. Einem anderen Ehre nicht können oder gar absprechen. Nur für sich selbst Ehre einfordern und vielleicht den anderen sogar schlecht machen. Ich nehme mir fest vor, mich einfach so ohne einen falschen Gedanken mitfreuen zu können, wenn einer etwas Tolles hat. Ohne herabsetzende Bemerkungen, ohne einen schrägen Unterton, ohne Neid, ohne falschen Ehrgeiz eben. Ich möchte mich nicht mehr mit anderen neidvoll vergleichen. Einfach anderen das gönnen, was sie haben und können. Ist das einfach? Ich glaube schon. Neid ist ein großer Antrieb, sagt man. Schade, denn Neid macht viel kaputt. Viele bittere Gefühle. Neid gibt´s nur, wenn ich mich mit anderen messe: wie viel die haben und warum ich nicht, wie viel die wohl verdienen und warum, ob die´s bezahlt haben oder nur geleast. „Ohne falschen Ehrgeiz“, das ist ein entlastendes Motto. Bis Ostern habe ich noch Zeit, dieses Motto mit Leben zu erfüllen. In einem alten philosophischen Wörterbuch* heißt es: „Wenn sich die Ehrliebe zum Ehrgeiz entwickelt, sinkt das Ehrgefühl zum sittlich gleichgültigen Selbstgefühl herab; denn dem Ehrgeizigen ist meist jedes Mittel recht; er schämt sich nicht, die Ehre durch Ehrlosigkeit zu erkaufen. Wie jede Begierde, wächst der Ehrgeiz, je mehr er befriedigt wird, und macht daher den Menschen unglücklich.“
Ja, Ehrgeiz macht unglücklich. Ich will mich überprüfen, wo mir viele Mittel recht sind, um mich durchzusetzen, um zu gewinnen – vielleicht auch auf Kosten anderer. Ohne falschen Ehrgeiz meint natürlich auch, mit sich selbst erst einmal ehrlich sein können. Ohne Maske und ungeschminkt. Eine Folge könnte sein, dass ich mir bis Ostern wenigstens vornehme, mal etwas Gutes zu sagen. Ohne Falsch. Was ich vielleicht schon lange mal hätte sagen sollen. Was jemand besser kann als ich zum Beispiel. Das dem mal sagen. Jemanden vor allen anderen loben. Sich zurückstellen ein wenig. Anerkennen, was jemand eben besser kann und weiß. „Ohne falschen Ehrgeiz., vielleicht schaffe ich das ja noch ein bisschen länger als nur bis Ostern?