Die Frage am Ende der Zeit
Geld beruhigt wohl doch nicht, sagt eine Untersuchung dieser Woche (focus-online 27.02.2012). Im Gegenteil: Geld macht viele oft unruhig und gierig. Weil es noch mehr werden soll, das Geld. Reiche haben weniger Hemmungen, immer mehr zu bekommen, sagt die Untersuchung. Wer hat, will noch mehr haben, manchmal auf Kosten anderer. Dann nimmt man sich auch, was man will. Manchmal ohne Rücksicht und ohne Bedenken. Genug kann es sowieso nie sein. Einerseits.
Andererseits gibt es die Geschichte eines Reichen, der sein Geld verschenkt. Einfach verschenkt. Das ist kein Märchen, sondern in diesen Wochen Wirklichkeit in Braunschweig. Da verschenkt einer nach und nach immer Briefumschläge mit 10.000 Euro an Kindergärten, Jugendclubs, ans städtische Hospiz und an die Tafel, die den Armen Essen spendiert. Bis jetzt sind 200.000 Euro verschenkt worden. Keiner kennt diesen Menschen, der so großzügig ist. Alle freuen sich und wissen doch nicht, wem sie dafür danken sollen.
Ja, was stimmt denn nun? Wie sind die, die Geld haben – gierig oder großzügig?
Es gibt keine klare Antwort. Wichtig ist, wie ich selber bin. Ich höre die zwei Geschichten aus einer Woche und mache mir keine Gedanken über andere, sondern über mich. Ich verdiene ordentlich, habe ein Sparbuch und sehe, wie viel Not ist um mich herum. Was soll ich jetzt tun? Soll ich sicherheitshalber immer mehr ansammeln - oder abgeben von dem, was ich habe? Soll ich ängstlich sein, weil ich nicht weiß, ob mein Geld auch ankommt - oder soll ich lieber vertrauen und geben? Leicht ist die Antwort nicht. Und war sie nie. Zu allen Zeiten gab es Besorgte, die ihre hohe Kante gefüllt haben; und andere, die einfach vertraut haben und ihr Geld teilten. Zu welcher Gruppe möchten Sie, möchte ich gehören? Auch da gibt es keine leichte Antwort. Hauptsache, ich weiß genau, was ich tue. Und kann mein Leben verantworten, wenn Gott mich eines Tages fragt: Hast du deine Nächsten geliebt - wie dich selbst?