Das Glück des Versagers
Auch Versager können glücklich werden, sehr glücklich sogar. Zum Beispiel Winnie. Der ist „zum Versager geboren“*. Nichts gelingt ihm. Sein kleines Warenhaus läuft schlecht, zum Renovieren hat er kein Geld. Der Bruder betrügt ihn um seine letzten Ersparnisse. Die Menschen in der Stadt mögen ihn, aber Winnie mag sich selbst nicht, hält sich für einen Versager. Bis ihm eines Tages eine Erbschaft ins Haus flattert: 80.000 Dollar. Winnie holt das Geld bei der Bank ab und träumt von einem neuen Leben mit Rose, seiner Frau. Auf der Heimfahrt steht er auf der Fähre und kriegt plötzlich Angst vor dem neuen Leben mit Geld, das er nicht gewohnt ist. Er steht an der Reling des Schiffes, ist traurig und muss weinen. Eigentlich will er kein neues Leben. Er hat sich gewöhnt ans Versagen. Als er sein Taschentuch aus der Hose holt, stößt er an die Aktentasche und das Geld plumpst ins Meer. Typisch Winnie. Zu Hause gesteht er seinen Fehler. Und was geschieht? Die Menschen in der Kleinstadt jubeln: Winnie bleibt bei uns. Winnie geht nicht weg.
Was Winnie bisher nicht wusste ist: Er wird geliebt, richtig geliebt. Die Menschen tragen ihn auf Händen zum Fest, das sie jetzt veranstalten. Er hat im Leben meistens versagt, wie es scheint. Nur in der Liebe hat er nie versagt. Kein böses Wort, immer Nachbarschaftshilfe auch nach Feierabend, immer etwas Geld übrig für das Kinderheim. In dreißig Jahren angeblichem Versagen sammelt sich viel Lebe an. Die bekommt Winnie nun zurück, nach seinem schlimmsten Fehler. Alle merken: Jetzt müssen wir zeigen, wie sehr wir Winnie lieb haben, ihn brauchen. An einem Tag kriegt Winnie alle Zuneigung zurück, die er dreißig Jahre ausgeteilt hat. Und doch nie gewusst hat, wie beliebt er ist. Geradezu erfolgreich in Sachen Liebe. Da muss man nicht viel Geld haben oder Ruhm oder ein Häuschen am Meer, merkt Winnie jetzt. Es reicht, wenn man alles mit einer Prise Liebe tut. Schon ist man einzigartig. Alles an einem Menschen ist ersetzbar. Nur das nicht, was man in Liebe tut.