Älter werden
Ich schaue morgens in den Spiegel und sehe erste graue Haare. Auch die kleinen Fältchen lassen sich nicht mehr durch eine erfrischende Dusche glätten. Ich werde älter. Schlimm ist das nicht. Andere werden auch älter. So ist das im Leben. Und hat nicht jedes Alter auch seinen eigenen Reiz, seine eigenen Herausforderungen und Möglichkeiten?
Ich werde älter. Diese Erkenntnis macht mich aber auch nachdenklich. Wie wird sich das Leben in 20 oder 30 Jahren verändern – mein Leben, aber auch das Leben um mich herum? Die Lebenserwartung in unserem Land steigt. Andererseits werden immer weniger Kinder geboren. Die Gesellschaft verändert sich. Sie wird immer älter. Mit diesem Thema setzt sich auch die „Woche für das Leben“ auseinander. Sie wurde am vergangenen Samstag gemeinsam von der evangelischen und katholischen Kirche eröffnet. Unter dem Motto „Mit allen Generationen“ soll das Miteinander von Alten und Jungen in den Blick genommen werden. Wie kann das Leben in Zukunft gemeinsam gestaltet und bewältigt werden – gerade auch dann, wenn das Geld unserer sozialen Sicherungssysteme nicht mehr ausreicht? Solche Fragen können Sorge bereiten, aber sie wecken auch Phantasie. Da entstehen Projekte wie Mehrgenerationenhäuser. Alte und Junge leben zusammen und bringen sich nach ihren Möglichkeiten ein, den Alltag zu bewältigen und zu bereichern.
Vor einigen Jahren wurde in einer Region der Verein „Miteinander und Füreinander“ gegründet. Ältere und Jüngere engagieren sich dort ehrenamtlich, um schnell und unkompliziert einander zu helfen. Möglichkeiten gibt es viele, das Leben im Miteinander der Generationen neu zu gestalten – oft auch ohne große Anstrengungen. Ich kann auch etwas dazu beitragen, sei es in meiner Familie, in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, in meiner Nachbarschaft, in meinem Dorf. Es beginnt damit, einander neu wahrzunehmen und das Miteinander der Generationen als Chance zu sehen, die das Leben bereichert.
Einander wahrnehmen und einander helfen - die Bibel ermutigt ausdrücklich dazu, wenn sie sagt: „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetzt Christi erfüllen.“ Wenn uns das gelingt, wird es auch das Leben in der Gemeinschaft erleichtern und bereichern. Und auch die Sorge im Blick auf das Älterwerden muss dann nicht mehr so groß sein, denn jedes Alter hat seine Möglichkeiten und seinen Reiz.