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Grützner, Kurt

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer i. R., Kassel

Weltgebetstag

Weltgebetstag

Heute ist Weltgebetstag. Seit 1887 wird der schon begangen. Christinnen und Christen in über 170 Ländern kommen weltweit zu Gottesdiensten zusammen, um zu beten. Das ist die christliche Variante der Globalisierung. Frauen bereiten diesen ökumenischen Gottesdienst vor. Letztes Jahr im Sommer bin ich sogar mal in eine solche Vorbereitungsgruppe hineingeplatzt. Sie traf sich in der Evangelischen Akademie in Hofgeismar. Durch die Fenster war eine Chilenische Flagge zu sehen. Drinnen verstand ich dann, warum: Dieses Jahr waren es Frauen aus Chile, die die Liturgie für den Gottesdienst vorbereitet haben. Jedes Jahr ist ein anderes Land dran.

Wer also heute zum Weltgebetstagsgottesdienst geht, erfährt auch viel über das jeweilige Land. Heute über Chile. Man kann miterleben, wie die Menschen dort ihren christlichen Glauben verstehen und in ihren Alltag umsetzen. Die Spuren der südamerikanischen „Befreiungstheologie“ sind deutlich spürbar. Uns manchmal fremd, weil sehr direkt. Aber gerade dadurch auch ergreifend und überzeugend. Das ist wirkliche Globalisierung. Und eine gute noch dazu. Hier wird nicht danach gesucht, wie ich den größten Nutzen aus den Ressourcen der Länder und ihrer Menschen ziehen kann, sondern darauf geschaut, wie es den Menschen in ihren Ländern wirklich geht. In Chile wohl eher nicht so gut.

Ja, und es wird natürlich gebetet. Dass sich die Situation der Menschen in Chile wie durch ein Wunder schlagartig verbessern wird, das ist möglich - aber darum beten die Menschen nicht. Viel wichtiger ist zu wissen, dass es Millionen andere auf der ganzen Welt auch tun. Mit den gleichen Worten sogar, natürlich jeweils in ihrer Sprache. Dieses Wissen gibt Kraft. „Wir sind nicht alleine auf der Welt“. Das spürt man bei Beten. So fängt die Globalisierung zum Guten an.

„Dein Reich komme“, werden sie auch beten. Und sie wissen, es wächst langsam, Gottes Reich. Aber es wächst. Das ist Gottes Globalisierung