hr1 ZUSPRUCH
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Zöllner, Ute

Eine Sendung von

Evangelische Pfarrerin i.R., Pastoralpsychologin, Kassel

Sommerloch

Sommerloch

Wenn Politiker im Urlaub sind, die mail-Kontakte zurückgehen und keine Ergebnisse der Bundesliga vorliegen – dann sprechen wir von einem „Sommerloch“. Die Zeitungen sind schnell durchblättert. Bilde ich es mir nur ein oder nehmen die Bilder mehr Platz als sonst ein auf einer Seite? Ich wundere mich: Ist denn gar nichts los in der Welt?

Sommerloch sind die Wochen, in denen ich gut den Keller aufräumen kann. Dann habe ich nicht nur die Zeit, sondern auch Ruhe und Abstand, den ich dafür brauche. Im Sommerloch wird mein Lebenstempo langsamer, alles geht etwas gemächlicher. Mit einem Mal ergibt sich die Gelegenheit für einen Ratsch an der Bürotür oder im Hausflur. Wie gut das tut! Wenn die Schulferien in Hessen in ein paar Tagen zu Ende sind, dann ist es mit der Ruhe vorbei. Dann füllt sich das Sommerloch mit neuen Stundenplänen, neuen Aufgaben - in der Wirtschaft hofft man auf zahlreiche Einträge ins Auftragsbuch. Der Alltag nimmt Fahrt auf. Endlich ist die Langeweile vorbei und das Sommerloch gestopft, das ist die andere Seite des Sommerlochs. Ich freue mich darauf, wenn die Flaute vorüber ist.

Deswegen ist es naheliegend, dass ein Loch gestopft wird. Es ist sogar eine Kunst, Löcher zu stopfen. Das spart überdies Geld, und wer kann und macht, geht sorgfältig mit den Dingen um. Das Sommerloch, eine willkommene Gelegenheit, um Kraft zu tanken für die Zeit, die danach kommt.

In der Bibel gibt es für das Auf und Ab ein ermutigendes, stärkendes Wort: „Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ Mit diesem Versprechen Gottes an Noah endet die biblische Erzählung von der Sintflut (1. Buch Mose 8,22). Die Geschichte erzählt davon, dass wir im Hin und Her der Jahreszeiten aus der Zuwendung Gottes leben. Dass wir darauf vertrauen können, dass Gott uns unabhängig davon, wie der Alltag beschaffen ist, gnädig entgegenkommt. Seine Gegenwart ist ohne Ende. Deswegen soll nicht aufhören Sommer und Winter, Tag und Nacht.