Machtkonflikt
Über diesen Sketch von Loriot haben schon Tausende gelacht. Bestimmt kennen sie die beiden Herren auch: Herrn Müller-Lüdenscheidt, seines Zeichens Unternehmer und Herrn Dr. Klöbner, seines Zeichens Akademiker. Doch weder Reichtum noch Bildung garantieren, dass ein Missverständnis mit gesundem Menschenverstand geregelt werden kann. Ganz im Gegenteil: die beiden knollennasigen Herren lassen sich auf einen wortreichen Machtkonflikt ein.
Dabei fängt alles ganz harmlos an. Wie gesagt, ein Missverständnis, denn Herr Dr. Klöbner hat sich im Hotel, vom Tischtennisspielen aus dem Keller zurück, in der Zimmernummer geirrt. Nun sitzen die beiden in der Badewanne, bei der es sich nach Meinung von Herrn Müller-Lüdenscheidt um eine „Fremdwanne“ handelt. Die Wanne hat kein Wasser, weil der eine das vom anderen eingelassene Wasser wieder abgelassen hat, was schnell etwas ungemütlich wird.
Daraufhin entsteht ein Streit darüber, wer das Wasser wieder einlassen darf und wie warm die Badetemperatur zu sein hat. Dr. Klöbner will unbedingt seine Quietscheente zu Wasser lassen: „Ich bade immer mit dieser Ente!“, was Herr Müller-Lüdenscheidt entschieden ablehnt:„Nicht mit mir!“ Der Konflikt baut sich immer weiter auf. Alle Register werden gezogen, wenn es darum geht, sich durchzusetzen. Sie werten sich gegenseitig ab, sie erpressen sich gegenseitig und setzen sich unter Druck. Als beide ins Badewasser abtauchen, betritt ein dritter Herr das Hotelzimmer und fragt nach der Zimmernummer.
Weder Reichtum noch Bildung garantieren, daß Menschen sich einigen können. Dazu braucht es andere menschliche Qualitäten: Selbstvertrauen und Demut. Selbstvertrauen, das hilft zu akzeptieren, wenn etwas Ärgerliches geschehen ist und diesen Ärger überwindet. Dazu Demut, die aus dem Gottvertrauen kommt. Einem Vertrauen auf Gott, der uns Menschen unvollkommen geschaffen hat und damit angewiesen auf andere. Ich wünsche, daß es Ihnen heute gelingt, einen dummen Streit beizulegen.