Leben nach Gottes Willen
Da braut sich etwas zusammen. Seit sechs Wochen in New York, heute auch in Berlin und Frankfurt. „Occupy Wall Street“, heißt es in New York. Viele junge Menschen, aber auch Prominente und Wissenschaftler stehen vor den Banken und fordern mehr Gerechtigkeit. Bankenrettung genügt ihnen nicht. Sie tragen auch Schilder, auf denen steht: „Wo ist mein Rettungspaket?“ Ein großes Ungerechtigkeitsgefühl macht sich da Luft durch Demonstrationen. Warum sind wir gut ausgebildet und finden keine Arbeit? Wann gibt es mehr Steuern für Reiche? Warum kürzt man immer bei den Armen und rettet Banken, die schlecht wirtschaften?
Das sind ernste Fragen. Es gibt nichts Schlimmeres im Leben als ein Ungerechtigkeitsgefühl. Ich habe 40 Jahre lang hart gearbeitet, sagt einer, und kriege eine winzige Rente, von der ich nicht leben kann. Ich habe immer anderen geholfen und lebe heute im Altenheim mit zu wenigen Pflegerinnen. Ich habe drei Kinder und kann mit ihnen nie ins Kino gehen, geschweige denn in Urlaub fahren. Zugleich werden Schirme aufgespannt, von denen viele sagen, dass sie wohl kein Land wirklich retten werden.
Wer für Gerechtigkeit auf die Straße geht, ist mit der Bibel im Bunde. Da bringen Propheten auf den Punkt, was viele gerade fühlen. Nichts ist gut im Land, sagt einer (Altes Testament, Prophet Amos Kapitel 5, Verse 21-24), wenn es nicht gerecht zugeht, wenn Alte arm werden und Kinder kein warmes Essen. Kein Schirm rettet euch, wenn ihr die Armen vergesst. Die Bibel macht immer ihre schärfsten Worte, wenn es um Ungerechtigkeit geht; wenn Menschen darunter leiden, übersehen oder vergessen zu werden. Weil eben Gerechtigkeit die Wurzel alles Guten ist. Nur wo es gerecht zugeht, ist sozialer Friede. Wer dafür auf die Straße geht, wird von Jesus selbst ausgezeichnet: Selig sind, die hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit. Sie leben nach Gottes Willen. Er steht auf ihrer Seite.