hr1 ZUSPRUCH
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Buss, Stefan

Eine Sendung von

Katholischer Pfarrer in der Innenstadtpfarrei St. Simplicius, Faustinus und Beatrix, Fulda

Jesus bleibt auch auf seinem Leidensweg ein Gemeinschaftsmensch

Jesus bleibt auch auf seinem Leidensweg ein Gemeinschaftsmensch

„Wir gehen hinauf nach Jerusalem.“ Heute am Anfang der sogenannten Passionszeit erinnere ich mich an diesen Ausspruch von Jesus: „Wir gehen hinauf nach Jerusalem“, ist eine Ankündigung: Jesus weiß, was in Jerusalem auf ihn zukommt – die Passion, das Leiden, das Kreuz. Und er möchte, dass seine Freunde ihn begleiten. Jesus war ein Gemeinschaftsmensch. Und er war das auch auf seinem Passions- und Leidensweg.

„Bleibt bei mir!“ hat er auf seinem Weg hinauf nach Jerusalem wiederholt gesagt. Und dann hat er seine Freunde sogar zu Tisch gebeten und hat gesagt: „Kommt, lasst uns zusammen essen und trinken, bevor ich leide.“

Jesus war ein Gemeinschaftsmensch in seinem ganzen, kurzen Leben.

Dazu hat er eine Geschichte erzählt. Da hat einer eine große Schafherde, hundert Schafe vielleicht. Und er tut und macht, dass die Tiere versorgt sind, aber plötzlich ist ein Tier weg. Stellt euch das vor: der hat hundert Tiere, und sieht sofort, dass ein Tier fehlt! Und jetzt? Lass es? Gib‘s auf? Nein, der überlegt und sagt sich: die Herde wird zusammen bleiben, aber das eine Schaf, das findet nicht mehr allein zurück. Ich muss das bedrohte Schaf suchen, ich will es finden. Und dann geht er und sucht und sucht und findet sein verloren gegangenes Schaf tatsächlich wieder.

Jesus sagt: so ist es mit den Menschen, du sollst keinen verloren geben. Jeder einzelne muss euch wichtig sein in eurer Gemeinschaft.

Ich glaube, am Anfang seines Passions- und Leidensweges hat Jesus daran gedacht und er hat sich in dieser Situation selbst als den gesehen, der bedroht ist. Darum hat er sich das jetzt gewünscht: bitte bleibt bei mir. Und sagt: gebt mich nicht verloren!

Tatsächlich sind seine Freunde darauf eingegangen. Sie haben Jesus auf seinem Passionsweg begleitet. Und dann, am Ende? Da haben sie ihn doch alle verlassen.

Das zeigt, wie schwierig es ist, mit Menschen auf ihrem Leidensweg gemeinschaftlich verbunden zu bleiben. Und wie alle auf diesem Weg an ihre Grenzen kommen.

Trotzdem ist die Mahnung des Gemeinschaftsmenschen Jesus gültig: Bleibt bei mir. Gebt mich nicht verloren. Ich bin sicher, so sagen oder denken es bis heute die Leidenden. Sie sehnen sich auch an diesem Tag danach, dass jemand an ihrer Seite bleibt.