Hoffnungslicht in der Advents- und Weihnachtszeit
In einem Reisebericht erzählt ein Schriftsteller von seinen Erlebnissen in unterschiedlichen Kirchen und Gotteshäusern (Erhart Kästner, Die Stundentrommel vom heiligen Berg Athos 1956). „Mich tröstet es, wenn ich erlebe“, sagt er in seinem Bericht, „dass immer irgendwo auf der Erde irgendjemand eine Kerze anzündet, ein Licht der Hoffnung.“
Zurzeit werden viele Hoffnungslichter angezündet – bei Advents- und Weihnachtsfeiern nicht nur in Kirchen, auch in Büros und Betrieben, in Altenheimen und Krankenhäusern, in Kindergärten und Schulen, in Küchen und Wohnzimmern.
Es heißt zwar: „Man muss selbst überzeugt sein, um andre mitreißen zu können“. Aber Hoffen geht anders. Der Hoffnung bekommt es, wenn niemand allein bleibt mit seinen Gedanken. Und stattdessen erlebt, dass andere ebenfalls ihrer Hoffnung einen Ausdruck geben und ein Licht anzünden. Hoffen wird mutiger, wenn ich andere auf dem gleichen Weg sehe.
Hoffnung kann einen ganz und gar erfüllen. Und Hoffnung ist doch arm wie eine Kirchenmaus. Wer hofft, kann nichts beweisen. Hoffnung hat nichts Greifbares in Händen. Hoffnung weiß noch nicht einmal genau, wie es weitergehen soll. Wo zum Beispiel Menschen große Versprechungen gemacht wurden und sie am Ende ärmer zurückbleiben.
Wer hofft, der weiß nur eins: das Blatt muss sich wenden.
Niemand in der Bibel hat das schnörkelloser ausgesprochen als ausgerechnet Maria, die Mutter Jesu. Schon in ihrer Schwangerschaft sagt sie: „Gott stößt die Gewaltigen vom Thron und er erhebt die Niedrigen. Hungrige füllt Gott mit Gütern und Reiche gehen leer aus.“ (Lukas 1, 52.52) Das Blatt muss sich wenden, sagt auch Maria. Ihre Hoffnungsworte zu Advent- und Weihnachten sind erstaunlich aktuell. Sie freut sich auf das Kind, das geboren wird. Und arm, wie sie ist, hofft sie trotzdem auf die Gerechtigkeit, dass sie alle erleben.
Gut, wenn in diesen Tagen an vielen Orten viele Lichter angezündet werden, und Menschen sich gegenseitig ermutigen, sich nicht beirren lassen und – hoffen.