hr1 ZUSPRUCH
hr1
Grützner, Kurt

Eine Sendung von

Evangelischer Pfarrer i. R., Kassel

Geh aus, mein Herz

Geh aus, mein Herz

„Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit“. 15 Strophen hat das Lied (Ev. Gesangbuch 503). Paul Gerhardt hat es geschrieben. Die Zeit dieses Zuspruchs würde kaum reichen, alle Strophen vorzulesen. Und vieles von dem, was das Lied über die Natur besingt, kennen wir kaum noch.

Aber jetzt ist die Sommerzeit, die er besingt. Und Sommerferien sind auch noch. Wer nicht weggefahren ist, geht schon gerne mal raus in die Natur. Einige sagen auch: draußen in der Natur erfahre ich Gott viel näher. „Mein Gottesdienst ist im Wald und nicht in der Kirche“. Einen Pfarrer, offensichtlich über den mageren Gottesdienstbesuch enttäuscht, hörte ich daraufhin mal antworten: „Dann lassen sie sich doch auch vom Oberförster beerdigen.“ Naja, so muss man ja nun auch wieder nicht reagieren. Menschen entscheiden selber, wie und wo sie Gott suchen. Warum nicht in der Natur. Und was könnte man da finden?

Ich glaube, es ist der Urgrund unseres Lebens, dem wir in der Natur begegnen. Irgendwie spüren wir, dass wir doch ein Teil davon sind. Christen nennen diesen Urgrund des Lebens Gott. In der Schöpfung erkennen sie den Schöpfer. Aber auch die Vergänglichkeit der Schöpfung. Abgestorbene Bäume liegen dort auch. Sie sind sogar gut für den Boden. Von Erde sind auch wir genommen, und zu Erde sollen wir auch wieder werden.

Nein, ich will uns den Waldspaziergang nicht durch düstere Gedanken trüben. Paul Gerhardt schreibt: „Ach, denk, ich bist Du hier so schön und läßt Du’s uns so lieblich gehen auf dieser armen Erden: was will doch wohl nach dieser Welt dort in dem reichen Himmelszelt Und güldnen Schlosse werden!“ (Strophe 9) Die Schöpfung vergeht und wir mit ihr. Der Schöpfer aber bleibt. Und wir bei ihm.

Ich wünsche Ihnen diesen Sommer viele schöne Spaziergänge in Gottes schöner Schöpfung.