hr1 ZUSPRUCH
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Zöllner, Ute

Eine Sendung von

Evangelische Pfarrerin i.R., Pastoralpsychologin, Kassel

Fluchen (2. Gebot)

Fluchen (2. Gebot)

Montag morgen in der evangelischen Kindertagesstätte: Markus sitzt in der Runde mit Lisa und Vanessa und ruft laut vor sich hin: „Das ist aber sch …“ Sofort bekommt er Unterstützung von den beiden. Zu dritt schallt es nun durch den Gruppenraum: „Das ist aber sch …“ „So etwas sagt man nicht“, ist die Antwort von Tom. Unterstützung bekommt er von der Erzieherin. Und trotzdem haben die drei ihren größten Spaß. Es dauert ein paar Minuten, bis sich alle wieder beruhigt haben.

Du sollst keine Schimpfworte benutzen. Du sollst nicht fluchen. Im 2. Gebot betrifft das nicht nur unsere Mitmenschen, sondern auch Gott selber. Wir sollen seinen Namen nicht unnütz gebrauchen. Das meint: wir sollen seinen Namen nicht mißbrauchen. Stattdessen können wir uns vertrauensvoll mit unseren Problemen und Nöten an Gott wenden. Zu Gott beten, Gott danken.

In dem Film „The Kings`s Speech“ geht es auch ums Fluchen. Albert, Herzog von York ist zweitältester Sohn des englischen Königs Georg. Albert hat einen Sprachfehler, er kann nicht flüssig reden. Er stottert. Besonders, wenn er aufgeregt ist. Dann stocken die Worte und er möchte am liebsten im Boden versinken. Es geht ihm besser, als er anfängt, die Worte zu singen, ruhig zu atmen und: als er lauthals vor sich hinschimpft. Dabei nimmt er die unflätigsten Wörter in den Mund. Das hilft ihm, seine Hemmungen abzubauen und innerlich lockerer zu werden.

Wann haben Sie denn das letzte Mal so richtig herzhaft gemeckert und geflucht? Vielleicht vorgestern bei der Bundesliga? Sie haben sich so richtig kräftig über eine vermasselte Torchance ihres Lieblingsvereins geärgert und schon ging die Schimpferei los. „Du Knallkopf!“ Dazu Gebrüll und Trara. Ach, ja, Papa guckt wieder Fußball. Schimpfen reinigt die Seele.

Trotzdem: es hat einen guten Grund, sorgfältig zu sein mit dem, was wir sagen. Heraus ist heraus und kann, wenn es um einen anderen Menschen geht, sehr verletzend sein. Deswegen ist es eine Kunst, richtig zu schimpfen. Was bleibt ist, sorgfältig mit den eigenen Worten umzugehen. Gott und die Menschen nicht herabzusetzen. Im Zweifel entlastet Singen eben doch mehr als fluchen.