Der Mut zum Nein
Diesen Namen will ich mir merken: Ben Kilani. Er ist Pilot einer tunesischen Linienmaschine. Vor einer Woche sitzt er in Tunis im Cockpit und will gerade nach Frankreich abfliegen, als man ihm sagt: Einen Moment warten, es kommen noch fünf Fluggäste. Kilani weiß: Das ist der Diktator Tunesiens mit seiner Familie, die wollen fliehen. Der Pilot zögert keinen Moment. Ich fliege nicht, sagt er; ich helfe keinem Verbrecher bei der Flucht (SPIEGELonline 16. Januar 2011). Später sagt er noch: Wenn ich geflogen wäre, wäre ich mir ein Leben lang wie ein Verräter vorgekommen. Auch wenn der Diktator später doch fliehen konnte, dieser eine Pilot hat deutlich Nein gesagt.
Manchmal braucht man den Mut zum Nein. Auch wenn man damit alleine ist gegen die Mehrheit. Wir leben nicht in Unfreiheit wie in Tunesien. Doch auch für mich gibt es Gewissensfragen: Soll ich Urlaub machen in einem Land, in dem ein Diktator regiert? Wie trage ich dazu bei, dass Tiere unwürdig behandelt werden? Auf was muss ich verzichten, wenn ich mich sorge um Gottes Schöpfung? Ich bewundere Menschen, die besten Wissens und Gewissens Nein sagen zu Raubbau aller Art oder rücksichtslosen Geschäften. Oft stehen sie alleine, werden belächelt oder als rückständig verurteilt.
Ihr „Nein“ sagen sie aber besten Wissens und Gewissens. Darum geht es. Es geht nicht zuerst um Richtig oder Falsch. Zuerst geht es um das eigene Gewissen. Vor ihm verantworte ich meine Haltung - und vor Gott. Es gibt Fragen, da kann ich nicht die Achseln zucken und sagen: Ist doch egal. Oder mich Durchwurschteln - um hinterher dann alles vorher gewusst zu haben. Gewissensfragen dürfen nicht liegen bleiben; jede Gewissensfrage in der Familie, am Arbeitsplatz oder in der Politik muss dann entschieden werden, wenn sie dran ist. Besser Irren als Ausweichen.
Sicher tut es weh, wenn ich mich irre trotz besten Wissens und Gewissens. Gott wird das aber nicht verurteilen. Ihn kann ich auch bitten, dass er sich meines Irrtums erbarmt. Wenn Gott will, kann er selbst aus Irrtümern Gutes machen.