Das „Zeitalter des Menschen“ ist ausgebrochen
Die Epochen und Zeitalter der Erde haben Namen. Man muss kein Geologe sein, um schon mal was von Jura- und Kreidezeit gehört zu haben, oder die Begriffe Tertiär und Quartär zu kennen. Nun haben Wissenschaftler den Vorschlag gemacht, unserer jetzigen Epoche den Namen ‚Anthropozän’ zu geben, Zeitalter des Menschen. In keiner Phase der Erdgeschichte haben Menschen in den Bestand der Natur so eingegriffen wie in der jetzigen Zeit. Diese Eingriffe sind so massiv und unumkehrbar, sagen die Geologen, dass ihre künftigen Fachkollegen – falls es sie geben sollte – die Spuren davon noch in Millionen Jahren in Gesteinsschichten finden werden.
Anthropozän. Das Wort hat vor ein paar Jahren Paul Josef Crutzen erfunden, Profesror am Mainzer Max-Planck-Institut für Chemie. Für Crutzen, der 1995 den Nobelpreis für Chemie erhalten hat, für ihn beginnt das Anthropozän mit der Industrialisierung vor zweihundert Jahren. Der galoppierende Anstieg im Verbrauch von Rohstoffen und Energie und die Folgen des Städtebaus haben unseren Planeten gravierend verändert, sagt er.
Was werden künftige Geologen in einigen hunderttausend Jahren vorfinden, wenn sie unsere Epoche erforschen werden? Wenn unsere Häuser und unsere Industrie lange zu Staub zerfallen sind? Es werden zum Beispiel die Folgen der starken Freisetzung von CO2 sichtbar bleiben. Die großen Ozeane nehmen das CO2 auf und wandeln es in Kohlensäure um. Das aber löst die Schalen von Schnecken und Muscheln auf und zerstört schließlich auch die Korallenriffe. Die Folgen werden dramatisch und in den Gesteinsablagerungen sichtbar sein.
„Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und macht sie Euch untertan“ – mit diesen Worten beschreibt die Bibel den Auftrag Gottes an die Menschen. Haben wir das nun erfolgreich erledigt? Was ist denn das für ein grandioses Missverständnis!?! Die Erde ist mit Menschen angefüllt! Mitte 2011 – in wenigen Wochen also – wird die Sieben-Milliarden-Grenze erreicht sein. Und untertan haben wir die Erde uns auch gemacht. Untertan gemacht, ja geradezu versklavt. Das Anthropozän, das Zeitalter des Menschen ist wohl wirklich angebrochen, oder wohl eher: ausgebrochen. Paul Crutzen, von dem das Wort Anthropozän stammt, sagt: „Ich hoffe, dass der Begriff ‚Anthropozän’ als Warnung verstanden wird.“
Reicht die Zeit noch für eine wirkliche Kehrtwende? Sie ist dringend nötig, damit die Menschheit Gott wieder unter die Augen treten kann. Und damit aus dem katastrophalen „Zeitalter des Menschen“ ein menschliches Zeitalter wird.