Benötigt die Occupy-Bewegung auch einen Schutzheiligen?
Erst jetzt in den Zeiten der Finanzkrise hab ich mitbekommen, dass der Nikolaus auch noch eine sehr spezielle Bedeutung hat: er ist nämlich zu allem anderen – der Schutzheilige der Banker. Jedenfalls in Amerika ist das so. Und wies scheint, muss es auch mal in Hessen eine entsprechende Tradition gegeben haben: das erste Frankfurter Geldinstitut, eine Wechselstube, ist um 1400 herum unmittelbar neben der evangelischen Kirche auf dem Frankfurter Römerberg errichtet worden, die den Namen des Nikolaus trägt, die Alte Nicolaikirche.
Offenbar gehören Nikolaus und Banker irgendwie zusammen.
Mich hat das interessiert und ich hab mal bei Leuten von der bankenkritischen OccupyBewegung nachgefragt, was die denn davon halten.
„Ach du liebe Zeit“, lacht einer, „dann brauchen wir von Occupy ja wohl auch bald einen Schutzheiligen.“
Ein anderer hat überlegt, was ein „Schutzheiliger“ sein könnte. Er meint: „Die Banker werden ihren Schutzheiligen in der Finanzkrise noch gut brauchen können. Wird Nikolaus sie auch schützen vor den Wutbürgern?“
Andere haben Nikolaus weniger schützend erlebt. Sie sehen ihn eher als eine unberechenbare Autorität, bei dem man nie so genau weiß, ob er einem mit der Rute kommt oder mit Süßigkeiten lockt. „Als Kind hab ich mich immer vor Nikolaus gefürchtet“, sagt eine Frau und: „Heute geht mir das mit den Finanzleuten genauso. Da weiß ich doch auch nie, wem das schadet oder nützt dieses tägliche auf und ab von Werten und Kursen. Und ob das wirklich verdient ist, wenn bei den einen das Ranking tief nach unten geht und wenn die anderen mit großem Gewinn herauskommen.“
Auf alten Bildern wird Nikolaus manchmal als ein Bischof dargestellt mit Goldkugeln in der Hand. Der Pfarrer der alten Nicolaikirche in Frankfurt heute sieht es so: „Nikolaus wusste sein Geld anzulegen. Er hat es an die Armen verteilt.“
Nikolaus hat an das Gemeinwohl gedacht. So ist er mein Vorbild. Denn das bleibt in der Finanzkrise ein vernünftiges Ziel: mit dem Reichtum ist es erst gut, wenn es allen gut geht.