600 Liter bester Wein: das Luxuswunder von Kana
Wer eine Hochzeit vorbereitet, braucht allerbeste Nerven. Tausende Fragen sind zu klären, Entscheidungen zu treffen, Details abzustimmen. Denn: es kann so furchtbar viel schief gehen. Und das war schon immer so.
Die wohl prominenteste historische Panne ist in Kana angesiedelt, einem kleinen Örtchen in Galiläa. Da feiert man die Hochzeit von zwei Leuten, deren Namen wir nicht wissen. Aber ein paar von den Gästen kennen wir. Jesus und seine Mutter und einige Jünger waren eingeladen. Sie waren die wenigen Kilometer von Nazareth herüber gelaufen, um mit zu feiern. Und dann passiert eben die peinliche Panne: Mitten im Fest ist der Wein ausgetrunken. Hatte man einfach zu wenig davon besorgt? Vielleicht waren auch zu viele unerwartete Gäste gekommen. Jedenfalls gab es nichts mehr zu trinken, als man sich noch lange nicht satt getrunken hatte. Für Gastgeber gibt es kaum etwas Dümmeres. Das sieht ja so aus, als hätte man knauserig sein wollen, ausgerechnet bei der Hochzeit!
Jesus rettet die Feier. Krüge, die für die traditionelle Reinigung bereitstanden, lässt er mit rund 600 Litern klarem Wasser füllen, das er kurzerhand in Wein verwandelt. Und zwar in einen so guten Wein, dass sich der Küchenmeister nur wundern kann.
Mit dieser Geschichte haben sich danach viele in der Kirche schwer getan. Denn Jesus lindert ja keine wirkliche Not. Das „Luxuswunder“ von Kana – war das nun wirklich der Weg zum Reich Gottes, dass hier hunderte von Litern besten Weins getrunken werden konnten? So unnötig viel und so unnötig guter Wein?
Aber nun steht diese Geschichte tatsächlich in der Bibel. Und wenn ich mich da in den Evangelien weiter umschaue, finde ich immer mehr Hinweise dafür, dass Jesus offensichtlich gerne gefeiert hat. Mit allem, was dazu gehört: mit gutem Essen und reichlich Wein, mit Gesprächen in netter Runde. Jesus hat gerne gefeiert und offensichtlich mehr und öfter gegessen und getrunken, als man es sonst von jemandem erwartet, der Geschichten vom Himmel erzählt.
Jesus ist alles andere als ein Asket. Er will das Leben feiern. Will es zusammen mit anderen Menschen feiern wie ein fröhliches Hochzeitsfest. Vielleicht hatte er dabei im Sinn, wie eine himmlische Tischgemeinschaft sein wird: Da wird’s keinen Mangel geben, es wird nicht ums Verzichten und Fasten gehen, sondern um verschwenderische Fülle.