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"Hier unten spielt die Musik!"

Andrea Maschke
Ein Beitrag von Andrea Maschke, Katholische Pastoralreferentin in Bad Homburg / Friedrichsdorf
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Morgen ist ein Feiertag, und zwar nicht nur Vatertag, sondern auch das christliche Fest Christi Himmelfahrt. In der Bibelstelle von morgen (vgl. Apostelgeschichte 1,9-11) wird erzählt, wie Jesus vor den Augen seiner Freundinnen und Freunde in den Himmel emporschwebt, also in den Himmel auffährt. Darum auch der Name des Festes.

Meine Postkarte kommt mit ins Altenheim

Ich werde morgen eine Postkarte mit in den Gottesdienst im Altenheim nehmen. Die Karte zeigt ein Holzmedaillon, das im Original in der Lorenzkirche in Nürnberg zu sehen ist. Man sieht darauf Menschen, die ehrfürchtig nach oben schauen und dort, oben am Rand, da sind noch die Füße Jesu zu sehen, der entschwebt mit einem bisschen vom Gewand. Sehr anschaulich und plastisch diese Darstellung – und ich finde sie auch humorvoll.

Jesus' Botschaft ist nicht zu Ende

Ein kurzer Rückblick: Nach der Auferstehung Jesu an Ostern erscheint Jesus seinen Freundinnen und Freunden immer wieder, bis wirklich alle im Kopf und im Herzen verstanden haben: Er ist nicht im Tod geblieben; am Kreuz war sein Leben und auch seine Botschaft nicht zu Ende.

Vielleicht hatten sich alle schon fast daran gewöhnt: Jesus ist wieder da, wenn auch irgendwie anders. Er ist wieder bei ihnen und dann fährt er vor ihren Augen in den Himmel auf und verschwindet so wieder. Eben hatten sie noch miteinander geredet, so steht es in der Apostelgeschichte, da müssen sie ihn gehen lassen. Sie schauen ihm nach, klar. Und dann sind da diese Gestalten in weißen Gewändern, vielleicht Engel, göttliche Boten, und sagen: „Ihr Leute von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor?“

"Hier unten spielt doch die Musik!"

Ich höre da immer: Was schaut ihr in den Himmel, nach oben, hier unten spielt doch die Musik! Hier geht das Leben für euch weiter und hier geht’s jetzt drum, umzusetzen, was ihr mit Jesus erlebt und verstanden habt. Jetzt seid ihr dran.  

Wir lesen von gemischten Gefühlen. In einem Evangelium heißt es, die Jünger und Jüngerinnen wären voller Freude (Lk 34 52), ein anderer Bericht sagt, sie hätten sich erst mal zurückgezogen, mussten erstmal unter sich sein, sich sammeln. (Apg 1,12ff)

Schaut so aus, als müssten die Freundinnen und Freunde von Jesus erwachsen werden und ohne Jesus als sichtbaren Begleiter klarkommen. In der Zeit, die ihnen nach der Auferstehung noch mit Jesus geschenkt war, konnten sie sich schon ein wenig darauf vorbereiten.

Der Glaube wird im Hier und Jetzt gelebt

Ich meine, die Situation der Christen und Christinnen heute ist nicht viel anders. Wir haben Jesus nicht live erlebt, aber wir wissen vieles, was von ihm überliefert wurde. Wir stehen in einer langen Glaubenstradition.

Und ich stelle mir vor, dass die Gestalten in weißen Gewändern, die Engel, auch zu uns sagen könnten: „Ihr Leute in Hessen, was schaut ihr in den Himmel? Hier unten, im Alltag spielt die Musik. In den Himmel zu gucken ist ok, aber umgesetzt werden sollten eure Überzeugungen hier, im Miteinander, im Handeln, in der Art, wie ihr einander anseht und miteinander lebt.“ Vielleicht würden sie sogar etwas deutlicher werden: Es liegt an euch, euch dafür einzusetzen, dass es hier himmlisch wird für alle Menschen, dass Gerechtigkeit, Würde und Respekt über alle Grenzen hinweg gilt.

Und weil heutzutage so selten echte Engel auftauchen, könnten wir uns auch gegenseitig erinnern: „Hej, hier und jetzt spielt die Musik!“

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