
Liebe ist mehr als ein Geschäftsmodell
Liebe ist für die meisten Menschen etwas ganz Großes, geradezu göttliches. Der Schauspieler Richard Gere sieht das allerdings anders. In einem Interview[1] hat er die Liebe eher als einen Handel beschrieben. Man gibt etwas, solange man dafür etwas Angemessenes zurückbekommt. Ist die Liebe demnach nur ein Geschäftsmodell für Partnerschaft und Familie?
Die Liebe geht auf Gott zurück
Da widerspreche ich als Christ. Denn ich bin überzeugt: die Liebe geht auf Gott zurück. Die Bibel bezeichnet Gott als den Ursprung der Liebe. Mehr noch: Es heißt: Gott ist die Liebe[2]. Liebe ist für mich deshalb kein Geschäftsmodell. Denn Gott liebt voraussetzungslos – ohne Bedingungen, ohne dass ich etwas geben muss. Allerdings nicht folgenlos. Denn Gott erwartet, dass die Geliebten darauf reagieren. Ich soll Gottes Liebe weiterschenken an andere. Leider mangelt es daran oft. Das ist enttäuschend - für mich und wohl auch für Gott. Doch eines geschieht dabei nie: Gott stellt seine Liebe nie grundsätzlich in Frage. Gott hört nicht auf zu lieben. Immer neu hofft Gott, mich und viele andere zu erreichen und zu erfüllen mit Liebe, die weitergeht.
Liebe ist mehr als eine ausgeglichene Rechnung
Nicht alle Menschen sehen das so. Doch fast alle erleben die Liebe als etwas Großartiges, das weit über ein Geschäftsmodell hinausgeht. Bei vielen ginge dieses Geschäftsmodell auch gar nicht auf. Ich denke an eine Person, die ihren kranken Partner über Jahre hinweg aufopferungsvoll pflegt. Dafür kann sie nur wenig zurückbekommen. Es gibt auch Paare, in denen sich ein Teil viel mehr nach dem anderen richtet. Von außen wirkt es sogar als würde sie vom Partner missachtet. Aber die missachtete Person bleibt trotzdem da. Nicht weil sie muss. Sondern weil sie etwas hält.
Geben und Nehmen ohne zu rechnen
Das sind krasse Beispiele, eher Ausnahmen. Meist bemühen sich Paare um eine Balance des Gebens und Nehmens. Nicht weil sie müssen, sondern weil sie es wollen. Aber geht die Rechnung auf? Das ist schwer zu beurteilen. Denn dabei spielen viele Aspekte eine Rolle. Ein Beispiel: Wie will man verrechnen, was den Beteiligten Geborgenheit bedeutet? Oder Zärtlichkeit und Sex? Oder Kinder und Kochen? Sowie vieles mehr. Die Beteiligten geben dem jeweils ihren persönlichen Wert. Der ist kaum miteinander zu verrechnen.
Liebe ist der Ursprung des guten Miteinanders
Am Ende bleibt es immer eine persönliche Empfindung, ob man sich in einer Beziehung gut aufgehoben fühlt oder nicht. Mir scheint: Viele lieben mehr, als sie dafür zurückbekommen. Da gibt es einen Überschuss an Liebe, der gleicht Unterschiede aus. Der hält Paare und Familien zusammen, oder auch Freundinnen und Freunde. Vielleicht sogar die ganze Gesellschaft. Allerdings: Alleine darauf zu setzen wäre nicht liebevoll. Ich finde: Die Liebe lässt einen automatisch fragen: Ist mein Partner glücklich? Wie kann ich ihn glücklicher machen? So wird die Liebe zum Ausgangspunkt für ein besseres Für- und Miteinander. So ist sie eben, die Liebe – nicht nur bei Gott: vorrausetzungslos, aber nicht folgenlos.
[1] Interview im Playboy, zitiert nach Offenbach Post vom 08.11.2024
[2] 1.Johannes 4,7ff