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Ein Mensch wie ein Wunder - Albert Schweitzer
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Ein Mensch wie ein Wunder - Albert Schweitzer

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Ein Mensch wie ein Wunder: Albert Schweitzer. Heute würde er 150 Jahre alt. Erst wird er Pfarrer, dann Arzt, dann geht er in den Urwald. Und Orgel spielt er auch noch. Neunzig Jahre wird er und weltberühmt. Friedensnobelpreis. Herrlicher Schnurrbart. Spätestens mit Dreißig, hat er gesagt, will er einen Dienst tun für die ganze Menschheit. Ein Mensch wie ein Wunder. Direkt vom Himmel gekommen, könnte man sagen. Als ich klein war, wollte ich wie Albert Schweitzer werden. Pfarrer und Arzt. Geschafft habe ich’s nicht. Nicht mal zu so einem Schnurrbart habe ich’s gebracht, geschweige denn zum Orgel spielen. Viele Ärzte wollen ja wie Schweitzer werden. Mancher Pfarrer vielleicht auch. Er bleibt ein Vorbild.

„Es kommt darauf an, was wir menschlich geben”

Aber Vorbilder sind zweischneidig. Schweitzer ist kein Abziehbild, das man sich anheften kann. Er war nicht gerne Vorbild. Er wollte etwas anderes. Es kommt nicht darauf an, hat er geschrieben, was wir äußerlich leisten in der Welt. Es kommt darauf an, was wir menschlich geben, in allen Lagen.

Das ist es. Ich kann nicht noch Arzt werden. Ich kann nicht in den Urwald. Aber ich kann etwas anderes: menschlich sein. Mitfühlend und ehrfürchtig. Von einem Vorbild kann ich lernen, auch wenn mir kein dicker Schnurrbart wächst. Es geht ums Innen. Es gibt ja Menschen, die können gar nichts mehr leisten. Äußerlich. Weil sie krank sind oder traurig. Oder sie leisten Alltägliches wie der Hausarzt, die Pflegerin. Egal, was einer oder eine leistet. Ums Außen geht es nicht. Es geht ums Herz. Das soll menschlich sein. In allen Lagen. Es soll möglichst ehrfürchtig sein gegenüber allem, was lebt. Soll den Bruder sehen und die Schwester. Soll der anderen Angst spüren oder die Trauer. Und ehrfürchtig sein vor Gott. Immer. Überall. Jeder ehrfürchtige Mensch ist ein Wunder. Wie direkt vom Himmel gekommen. Man kann sein Leben auf Kosten anderer leben, solange sich das Gott gefallen lässt. Oder man lebt mit Güte und fürsorglich, so gut es geht. Vielleicht muss man dazu sein Leben ändern. Das wäre dann der Anfang der Ehrfurcht.

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