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Schulnamen geben Werte mit
GettyImages/Frazao Studio Latino

Schulnamen geben Werte mit

Andrea Seeger
Ein Beitrag von Andrea Seeger, Evangelische Theologin, Oberursel
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Moderation: Wie lautete der Name Ihrer Schule? Viele heißen schlicht städtisches Gymnasium oder Grundschule am Weiher. Knapp die Hälfte aller Schulen in Deutschland aber trägt den Namen einer Person. In Hessen sind besonders viele Einrichtungen benannt nach den beliebten Kinderbuchautoren Astrid Lindgren und Erich Kästner. Am beliebtesten sind die Geschwister Scholl im Schulnamen. Das findet Andrea Seeger von der Evangelischen Kirche richtig gut.

In der Sophie Scholl-Schule in Gießen war diese Woche schwer was los. Der Grund: Forscherinnen und Forscher der Gießener Uni haben die Namen der mehr als 30.000 Schulen in Deutschland unter die Lupe genommen. Dabei kam heraus: Hans und Sophie Scholl liegen in Hessen als Namensgeber ganz vorne. Deshalb war die Gießener Scholl-Schule der passende Ort, um die Ergebnisse zu präsentieren.

Wer war Sophie Scholl?

Die Geschwister Scholl waren zur NS-Zeit Mitglieder der „Weißen Rose“, einer studentischen Widerstandsgruppe in München. Sophie war 21 Jahre alt. Sie trug die Haare kurz, war burschikos, manchmal frech, war unfassbar mutig und entschlossen. Sie spielte Flöte, konnte gut zeichnen und wollte mal Kinder haben. Die Scholls und ihre Freunde haben Flugblätter verteilt gegen den Krieg und die faschistische Diktatur unter Adolf Hitler. Dabei wurden sie erwischt und nach einem kurzem Prozess 1943 hingerichtet.

Die Kraft kam aus dem Glauben

Sophie Scholl bereute ihre Taten nicht. Sie ging aufrecht und gefasst in den Tod - im Vertrauen auf Gott. Ihr Vater war Humanist und trat für Frieden ein. Ihre Mutter war eine tiefgläubige, weltoffene Christin. Beide prägten auch Sophie. Sie hatte in ihrem kurzen Leben mit Gott gerungen, gebetet und ihre Kraft aus dem Glauben gezogen – so hat sie es ihrem Tagebuch anvertraut.

Sascha Feuchert ist der Leiter der Namensgeber-Studie. Für ihn ist ein Schulname ein zentraler Punkt für die Erinnerungskultur. Er sagt: „Namen sind eben mehr als Schall und Rauch - die erinnerten Personen geben uns auch ihre Werte mit". Und genau das erleben die Schülerinnen und Schüler der Sophie Scholl-Schule in Gießen. Sie fragen sich zum Beispiel: Wann muss ich mich widersetzen? Wann muss ich nein sagen? Und: Woher nehme ich dafür die Kraft?

Im Namen steckt eine Chance

Der Name ihrer Schule bietet die Chance, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen und daraus Mut zu schöpfen für die Zukunft. Viele Schulen tragen keine Person im Namen – sind also noch zu haben für eine lebendige Geschichtsvermittlung.

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