
Weihnachten bewegt
Weihnachten setzt Menschen in Bewegung, Weihnachten bewegt.
Menschen waren unterwegs und sind unterwegs: Geschenke besorgen, andere besuchen, die einem nahestehen, zum Telefon greifen und frohe Weihnachten wünschen. Weihnachten bewegt: die alten Lieder singen, die viele schon als Kinder gesungen haben. Die Weihnachtsgeschichte hören. Menschen in die Arme schließen und sich an die erinnern, die nicht mehr unter uns sind. Weihnachten setzt in Bewegung und Weihnachten bewegt.
In der Weihnachtsgeschichte bewegt sich viel
Heute und auch schon in der Weihnachtsgeschichte: Maria und Josef müssen auf Anordnung des römischen Kaisers auf die Reise gehen. Unterwegs kommt das Jesuskind zur Welt. Ein Stern bewegt sich durchs Universum auf Betlehem zu. Engel steigen vom Himmel herab. Hirten eilen zu einem Stall. Neue Hoffnung für die Welt blüht auf. So viele und viel bewegen sich!
Aus einer normalen Nacht wird plötzlich die heilige Nacht
Doch langsam und der Reihe nach: Vor den Toren Bethlehems hüten Hirten ihre Herde. Sie sitzen beieinander, Männer und Frauen. Eine scheinbar normale, dunkle Nacht. Doch gleich wird daraus die Heilige Nacht werden. Denn plötzlich öffnet sich der Himmel. Ein Engel erscheint in hellem Licht. Er spricht zu den Hirten: „Fürchtet euch nicht! Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren.“ Der Heiland ist ein Kind, das in einer Krippe liegt. Dann erscheinen über den Hirten noch viele weitere Engel. Sie singen und loben Gott: „Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“
Die Hirten machen sich auf den Weg zum Stall
Als die Hirten das hören und sehen, springen sie auf. Sie können nicht da bleiben, wo sie sind. Sofort machen sie sich auf den Weg. Sie sind im Herzen tief bewegt und so bewegen sie sich, um das Kind zu suchen. Sie wollen schauen, ob es stimmt, was der Engel gesagt hat. Sie finden den Stall und das Kind, das dort in einer Futterkrippe liegt. Außerdem seine Eltern – Maria und Josef. Als die Hirten vor der Krippe stehen, erzählen sie – von dem Engel und dem Chor der Engel. Sie versichern Maria und Josef: Euer Kind ist ein besonderes Kind. Es bringt Heil in diese Welt und Frieden.
Maria ist von den Worten der Hirten berührt
Von den Worten der Hirten ist Maria, die Mutter des Kindes, besonders berührt. Das beschreibt die Weihnachtsgeschichte so: „Maria aber behielt all diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.“ Kein Wunder, wenn man sich in ihre Lage versetzt: nachts sieht sie sich plötzlich umringt von fremden, aufgeregten Hirten, die von Engeln erzählen. Und das alles unmittelbar nach einer Geburt in einem Stall. Da wird sich Maria gefragt haben: Wo mag das alles noch hinführen?
Musik: Carl Thiel, Herbei o ihr Gläubigen (Capella Crucios Hannover, Ltg. Florian Lohmann)
Der Weg von Nazareth nach Bethlehem war beschwerlich
„Maria aber behielt all diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen“ Das erzählt der Evangelist Lukas in der Weihnachtsgeschichte. Was Maria im Herzen bewegt, sind die Worte der Hirten: Ihr Kind bringt Heil und Frieden in diese Welt. Ich versuche mir vorzustellen, was da in Maria vorging. Berührt und bewegt war sie sicher von der Geburt ihres Sohnes – so wie jede Mutter zutiefst bewegt ist, wenn sie ihr neugeborenes Kind im Arm hat. Sie ist dankbar, dass alles gut ging. Der Weg nach Bethlehem war schwierig und beschwerlich. Kaiser Augustus hat eine Volkszählung angeordnet. Alle müssen in ihre Geburtsstadt. Deshalb war sie vor einigen Tagen mit Josef aus Nazareth nach Bethlehem aufgebrochen. Es war anstrengend. Sie mussten viele Pausen machen. Und dann gab es kein Zimmer mehr in Bethlehem. Nur einen Stall als letzten Zufluchtsort. Wenigstens ein Dach über dem Kopf und ein wenig Wärme. Es ist bedrückend, unterwegs zu sein und nicht zu wissen, wo man bleiben kann. Immer wieder hat sie Angst – um ihr Kind, um sich und ihren Mann. Sie weiß nicht, was auf sie zukommen wird. Alles ist mühsam und unsicher, seit sie überraschend und ungewollt schwanger wurde. Seitdem hat Maria viel nachgedacht und viel gebetet. Jetzt ist ihr Sohn geboren. Und plötzlich tauchen Frauen und Männer auf, die draußen von den Hirtenfeldern kommen. Die halten ihr Kind für den Heiland, sehen ihn als Hoffnungsträger für die ganze Welt. Das ist ziemlich viel auf einmal. Und ziemlich groß. Maria muss das alles irgendwie zusammenbringen – ihre Gefühle, ihre Gedanken und die Worte, die sie gehört hat.
Maria hält denjenigen in den Armen, der die Welt heilen wird
Was in Maria vorgeht, beschreibt der Evangelist Lukas in der Weihnachtsgeschichte mit einem Wort. Es hat in seiner griechischen Sprache zwei Bedeutungen: Bewegen und Zusammenbringen. Maria bewegt die Worte der Engel und Hirten in ihrem Herzen. So bringt sie diese Worte also erst einmal zusammen mit allem, woran sie sich erinnert. Sie bringt sie zusammen mit ihren Gedanken und Gefühlen, um zu verstehen: Was hat alles miteinander zu tun? Mein Leben, all die Gefahren, Not, Angst. Und dann: In meinen Armen der, der die Welt heilen wird.
Mit dieser Geschichte überbringt der Evangelist Lukas eine Botschaft an alle, die sie hören – bis heute: „Macht es wie Maria! Bewegt die Worte in euren Herzen, bringt sie zusammen mit dem, was euch und euer Leben bewegt! Bewegt in euren Herzen, was die Engel sagen: Fürchtet euch nicht! Euch ist heute der Heiland geboren. Davon lasst euch im Leben leiten und bewegen!“
Und tatsächlich lassen sich Menschen bewegen an Weihnachten. Dazu mehr nach der Musik.
Musik: Michael Praetorius, Es ist ein Ros entsprungen (Vocal Concert Dresden, Ltg. Peter Kopp)
Weihnachten bewegt – damals und heute
Weihnachten bewegt – damals und heute. Heute schon ganz praktisch: Viele Menschen machen sich auf den Weg, um sich zu besuchen. Viele kommen in ihren Familien zusammen. Das ist nicht immer einfach. Gerade an Weihnachten werden Spannungen und Konflikte manchmal besonders deutlich. Und Menschen, die allein sind, haben es Weihnachten meistens sehr schwer. Da bewegen schwermütige Gedanken das Herz. Erinnerungen an alte Zeiten steigen auf. Überhaupt gibt es ganz viele Erinnerungen. An die Weihnachtsfeste der eigenen Kindheit. Und an Weihnachten mit Kindern. Vor Augen stehen mir die Kleinen, die gerade beginnen zu laufen – wie sie wacklig vor den Lichtern am Baum stehen und staunen. Und dann die etwas Größeren, die mit klopfenden Herzen ihre Geschenke auspacken. Ich brauche diese Bilder. Sie lassen mich etwas spüren vom Glanz der Heiligen Nacht.
Erinnerungen an Menschen, die nicht mehr da sind
Ich denke auch an Menschen, die jetzt nicht mehr da sind. Wie an meine Großeltern. Dabei fällt mir ein, dass meine Oma sich am Weihnachtsabend oft mit den Worten verabschiedet hat: „Das wird wohl das letzte Weihnachtsfest gewesen sein.“ Das hat sie zum Glück oft sagen können. Sie ist ziemlich alt geworden. Im Rückblick ist mir klar geworden: An Weihnachten hat sie immer die Frage umgetrieben: Wie lange werde ich wohl noch leben?
Sehnsucht nach Frieden
Andere erinnern sich an frühere Weihnachtsfeste, die sie mehr bewegt haben als andere. Weil sie besonders schön waren oder besonders traurig. Viele sind in diesen Tagen auch noch mehr als sonst bewegt von der Sehnsucht nach Frieden. Ihre Gedanken, Gefühle und Gebete wandern zu den Kriegsgebieten und zu den Menschen in Not. Zu ihnen zählen auch viele, die heute in Betlehem und seiner Umgebung leben, wo damals alles geschah.
So treffen an Weihnachten eigene Herzensgedanken auf die Worte der biblischen Weihnachtsgeschichte. Die erzählt, wie Jesus, der Sohn Gottes, geboren wird im Stall von Bethlehem.
Die Weihnachtsgeschichte bringt Licht ins Dunkel der Nacht
Die Weihnachtsgeschichte selbst stößt viele dieser Herzensgedanken erst an. Denn die Geschichte ereignet sich in der Dunkelheit der Nacht. Die Nacht macht oft Angst. Nachts ist es gefährlicher als am Tag. Und es gibt die Angst vor der ewigen Dunkelheit, die Angst vor dem Tod. Viele Menschen wachen nachts auf mit dunklen und bedrohlichen Gedanken. Die Geschichte von der Geburt des Jesuskindes setzt einen anderen Akzent in die Nacht. Sie erzählt vom Himmel der sich öffnet. Wie der Himmel plötzlich hell erleuchtet ist und aus ihm die wunderbaren Worte ertönen: „Fürchtet euch nicht!“ Das sind Worte, die es in der Nacht braucht – und nicht nur in der Nacht.
Musik: Bernhard Sanders, "Ehre sei Gott in der Hühe" aus Deutsche Messe, (Kölner Vokalsolisten)
Das Wunder der Geburt
Die Weihnachtsgeschichte bewegt. Auch, weil sie von einer Geburt erzählt. Und damit vom Wunder des Lebens. Wenn ich an das Kind in der Krippe denke, habe ich die Geburt unserer eigenen Kinder vor Augen. Wie hat mich das berührt, als ich jede von ihnen erstmals im Arm hatte! Ich habe immer gedacht: Was für ein Wunder! Auch mein eigenes Leben hat so angefangen. Das Leben ist ein großes Geschenk!
Maria und Josef müssen fliehen, um das Kind zu schützen
Ja, und dann erzählt die Geschichte davon, wie bedroht menschliches Leben von Anfang an ist. Es kann schon schwer sein, einen Platz für eine sichere Geburt zu finden. Dafür steht die Geburt Jesu im Stall von Bethlehem. Und dann weiter, wo ein Menschenkind geborgen heranwachsen kann. Darum geht es in der biblischen Erzählung, die der Geburt folgt: König Herodes trachtet dem Jesuskind nach dem Leben. Die Eltern müssen mit dem Kind fliehen. Wieder müssen sie los. In Ägypten finden sie Zuflucht.
Diese Geschichten sprechen die tiefe Sehnsucht an, dass das Leben behütet bleibt. Die Sehnsucht, dass Kinder gut und sicher heranwachsen können. Und damit auch die Sehnsucht, dass Menschen in Frieden zusammenleben.
Die Weihnachtsgeschichte trifft auf alles, was uns persönlich bewegt
So trifft die Weihnachtsgeschichte auch in diesem Jahr auf alles, was uns persönlich bewegt. Auch auf die Hoffnungen und die Sorgen, Die Sorgen um das eigene Leben und die Sorge um das Leben anderer. Auf unsere Hoffnung, dass das kommende Jahr gut werden möge und wir im nächsten Jahr wieder zusammen Weihnachten feiern können.
Sie trifft auch auf das viele Entsetzliche, das in dieser Welt geschieht. Es ist so furchtbar, dass so viele Menschen unter den Kriegen dieser Welt leiden. Es ist grauenhaft zu sehen, wie Kinder mit Schrecken und der ständigen Angst um das eigene Leben heranwachsen. Es bricht einem das Herz zu sehen, wenn Kinder sterben – durch Hunger und Krieg, durch Unfälle und Gewalt. Viele treibt auch um, wie sich der Klimawandel vollzieht und zunehmend Existenzen bedroht. Sie fragen sich, wie wird die Welt der Kinder aussehen, die heute geboren werden.
Eine Botschaft der Liebe: die Liebe Gottes zu allen Menschen - und von der Liebe zueinander, der Nächstenliebe
Die Weihnachtsgeschichte beseitigt das alles nicht. So wie dann auch die Lebensgeschichte des Jesus von Nazareth nicht einfach alles Böse in dieser Welt beseitigt hat. Die Weihnachtsgeschichte erzählt aber davon, wie Gott selbst in diese Welt hineinkommt, um die Sehnsucht der Menschen zu stärken, die Sehnsucht nach Geborgenheit und Frieden. Die Geschichte stellt vor Augen, was Gott für seine Menschenkinder will: Frieden auf Erden! Frieden auf Erden, so dass sie nicht in Furcht voreinander leben müssen. Gott kommt zu den Menschen, damit sie sich an dem Kind in der Krippe ausrichten können – an seiner Botschaft von der Liebe Gottes zu allen Menschen - und von der Liebe zueinander, der Nächstenliebe. Gott wird Mensch, damit Menschen Vertrauen gewinnen, dass seine Kraft stärker ist als die Angst. Und seine Liebe stärker ist als der Tod. Gott überlässt es aber den Menschen, diese Botschaft in ihre Herzen aufzunehmen, sie im Herzen zu bewegen und auch danach zu handeln.
Musik: Kay Johannsen, Adeste Fidelis
Gottes große Friedensbotschaft an die Welt
„Maria aber behielt all diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.“ So erzählt es die Weihnachtsgeschichte. In Maria klingen die Worte der Engel nach, die ihr die Hirten erzählt haben: dass sie den Heiland geboren hat. Und dass Gott mit dieser Geburt seine große Friedensbotschaft in die Welt bringt. Diese Botschaft verbindet Maria in ihrem Herzen mit allem, was ihr das Herz bewegt. Sie versteht: Dies ist nicht nur eine besondere Geburtsgeschichte. Dies ist eine Ansage für ihr ganzes Leben. Damit ist die Welt eine andere geworden. Eine wirkliche Zeitenwende.
Maria wird ihren Sohn begleiten bis zu seinem Tod am Kreuz
Maria macht sich auf in die neue Zeit. Gemeinsam mit ihrem Mann Josef wird sie ihren Sohn ins Leben begleiten. Sie wird bei ihm sein in Höhen und Tiefen – bis zu seinem Tod am Kreuz. Ihr ganzes Leben lang bewegt Maria die Worte der Engel in ihrem Herzen. In ihnen findet sie auch Kraft, all das Schwere zu tragen. Darin ist sie ein Vorbild für alle Menschen, die auf dieses Kind schauen und die Botschaft der Engel hören.
Die Hirten erzählen die Geschichte von Jesu Geburt weiter - bis heute
Die Worte der Engel bewegen aber nicht nur Maria und Josef. Auch die Hirten sind tief bewegt von dem, was sie erlebt haben. Sie lassen sich von Gottes Engeln ansprechen. Sie öffnen ihre Herzen für die Botschaft der Heiligen Nacht. Sie brechen auf zum Stall nach Bethlehem. Nachdem sie dort das Jesuskind gefunden haben, gehen sie wieder nach Hause. Sie preisen und loben Gott für alles, was sie gehört und gesehen haben. Sie kehren in ihren Alltag zurück. Doch der ist nun ein anderer. Denn sie sind andere geworden. Sie erzählen alles weiter. Sie teilen ihre Erfahrung – zunächst mit den Menschen in ihrer Umgebung und schließlich mit der ganzen Welt - bis heute. Sie sind zu Menschen geworden, die Gottes Botschaft hineintragen in die Welt. So werden sie zu Vorbildern.
Gottes Botschaft vom Frieden in dieser Welt wirkt, wenn Menschen sie mit Leben erfüllen
Gott bewegt Menschen. Gott bewegt Menschen dazu, die Botschaft nicht in sich zu verschließen, sondern sie weiterzutragen in die ganze Welt. Weitertragen heißt: von ihr reden. Von Hoffnung sprechen. Und auch danach handeln. Gottes Botschaft vom Frieden in dieser Welt wirkt, wenn Menschen sie mit Leben erfüllen. Es braucht solche Menschen, deren Herzen bewegt sind von Gottes Botschaft. Die sich auf den Weg machen, Frieden zu stiften, wo immer sie können.
Musik: Johann Agricola, Die Hirten bei der Krippe - Ehre sei Gott in der Höhe, (Berit Norbakken Solset (Sopran), Myriam Arbouz (Sopran), Kölner Akademie, Ltg. Michael Alexander Willens)