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Wie empfange ich Gott?
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Wie empfange ich Gott?

Hannah Woernle
Ein Beitrag von Hannah Woernle, Evangelische Pfarrerin in Alsbach/Bergstraße
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Gestern habe ich die erste Kerze auf dem Adventskranz angezündet. Die Vorbereitungen auf Weihnachten beginnen. Oft habe ich das Gefühl: Die Zeit reicht nicht. Schon gar nicht für das, worum es für mich an Weihnachten eigentlich geht: Gott kommt auf die Erde. Und ich will bereit sein, um ihn zu empfangen.

Wie empfängt man einen Gast zu Hause?

Das ging mir bei einem Besuch gerade ähnlich: Eine Freundin kommt für ein paar Tage mit ihrem Sohn Tim zu mir. Für ihn will ich vorbereitet sein, er soll sich wohlfühlen. Aber wie empfängt man einen knapp Dreijährigen in einem Haus, in dem sonst keine Kinder leben?

Ich überlege: Braucht Tim eine eigene Matratze? Und was schmeckt ihm eigentlich? Seine Mutter hatte mir gesagt: „Mit Joghurt bekommst du einen Platz in seinem Herzen.“. Also kaufe ich Joghurt. Natur, Erdbeere und Vanille. Oder doch Stracciatella? Ich nehme von allem etwas mit. Zu Hause stelle ich fest: Ich habe nur wenige Kinderbücher und keine Spielsachen. Ich fürchte, Tim wird es langweilig.

Vorfreude und Unsicherheit

Das fühlte sich so ähnlich an wie der Advent: Viel Vorfreude. Und gleichzeitig: Bei aller Vorbereitung kann ich Tim vielleicht nicht richtig empfangen.

An Weihnachten will ich Gott empfangen. Bei mir, in meinem Leben. Da weiß ich noch weniger, was es dafür braucht. Aber hoffentlich läuft es wie bei Tim: Kaum ist er angekommen, nimmt er die Wohnung in Beschlag. Im Flur eröffnet er eine Sammlung von gefundenen Stöcken und irgendwoher zaubert er zwei kleine Spielzeugzüge, die über den Wohnzimmerboden sausen. Meine sorgsam herausgesuchten Bilderbücher übersieht er. Aber unsere Küche macht er zum Musikzimmer mit scheppernden Töpfen und Kochlöffeln, die er im Takt schwingt.

Genießen, auch ohne perfekte Vorbereitung

Vielleicht ist das so auch mit Gott: Gott kommt zu mir, einfach so, und verteilt Liebe in meiner Wohnung wie Spielzeugzüge und Stöcke. Und den Advent kann ich einfach genießen. Denn auch, wenn ich am Ende nicht perfekt vorbereitet bin: Gott findet einen Weg zu mir. Und es wird Weihnachten.

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