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Mein liebstes Weihnachtslied
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Mein liebstes Weihnachtslied

Martin Vorländer
Ein Beitrag von Martin Vorländer, Evangelischer Pfarrer und Senderbeauftragter für den DLF, Frankfurt

hr4 Gottesdienstübertragung am 2. Weihnachtstag, Donnerstag, den 26. Dezember 2024, 10.05 - 11.00 Uhr aus der Evangelischen Heiliggeistkirche in Frankfurt am Main.

Hier finden Sie die Predigt von Martin Vorländer, die Lieder und Musik und alle Mitwirkenden.

Predigt von Pfarrer Martin Vorländer:

Seit meiner Kindheit gehört ein Film für mich zur Weihnachtszeit: "Der kleine Lord". Ich schaue ihn jedes Jahr an. Natürlich kenne ich die Handlung längst in- und auswendig und kann viele Dialoge mitsprechen.

Der kleine Lord und Weihnachten

Trotzdem bin ich alle Jahre wieder davon ergriffen, wie der achtjährige Ceddie, "Lord Fauntleroy", seinen Großvater, den Earl von Dorincourt, verwandelt - von einem herrischen Griesgram in einen lebensfröhlichen Menschenfreund. Das hat für mich viel mit Weihnachten zu tun.

Ich summe bei dem Film auch immer die Titelmusik mit. Frank Hoffman spielt sie für uns auf der Orgel an.

(Zwischenspiel Orgel)

"Herbei, o ihr Gläub'gen"

Die Musik hat einen hellen Klang. Sie versetzt mich sofort in festliche Weihnachtsstimmung. Die Melodie klingt für mich ganz ähnlich wie das Lied, das eines meiner liebsten Weihnachtslieder ist: "Herbei, o ihr Gläub'gen, fröhlich triumphieret". Hören Sie mal! Die Orgel spielt als Vorspiel die Filmmusik vom "Kleinen Lord". Der Chor singt dann die erste Strophe von "Herbei, o ihr Gläub’gen".

(Zwischenspiel Orgel, Harfe und Chor)

"Sehet das Kindlein"

Filmmusik und Weihnachtslied klingen gut zusammen, finde ich. Auch inhaltlich haben die beiden was gemeinsam. Im Lied heißt es: "Sehet das Kindlein, uns zum Heil geboren!" Gemeint ist das Jesuskind, das Gottes Liebe vom Himmel auf die Erde bringt. Und die Liebe verwandelt Menschen.

Nun ist der achtjährige Ceddie im Film natürlich nicht Jesus. Aber er ist ein Kind, das wieder Freude und Güte in das Leben seines Großvaters bringt.

Die Geschichte vom Kleinen Lord

Liebe Hörerin, lieber Hörer, vielleicht kennen Sie die Geschichte vom kleinen Lord. In England auf seinem Schloss fristet der alt gewordene Earl von Dorincourt den letzten Rest seines Lebens. Er hat Gicht, kann nur noch schwer laufen und ist verbittert. Mit Familie und Freunden hat er sich zerstritten. Seine Söhne sind tot. Er hat nur noch einen Enkel in New York. Den hat er noch nie gesehen, weil er die Ehe seines verstorbenen jüngsten Sohnes mit einer einfachen Amerikanerin zutiefst missbilligt.

Aber jetzt lässt er seinen Enkel Ceddie aus Amerika nach England bringen. Notgedrungen darf dessen Mutter, die jung verwitwete Mrs Errol, mitkommen. Aber sie soll nicht mit ihm auf dem Schloss wohnen. Der Earl will sie nicht sehen. Der Junge darf seine Mutter besuchen, soll aber bei seinem Großvater leben. Der Großvater will ihn zu seinem Nachfolger als Earl von Dorincourt erziehen.

Die Welt mit ihren unguten Seiten

Der Film beschreibt, was es auch heute an Weihnachten in manchen Familien gibt. Vergiftete Beziehungen. Menschen, die nicht mehr miteinander reden. Kinder, die dem Streit und den Sorgen der Erwachsenen ausgesetzt sind.

Dieser Erwachsenen-Welt mit ihren unguten Seiten ist auch das Jesuskind ausgesetzt. Gottes Sohn thront nicht im Himmel über allen irdischen Problemen. Er wird selbst mitten hinein geboren. "Sehet das Kindlein!" Schaut, da liegt Gottes Sohn! In einem Futtertrog für Ochs und Esel. Im Stroh, wo das Leben piekt und sticht. Wo die Eltern nicht wissen, wie sie mit der Situation klarkommen sollen, und am Rande ihrer Kräfte sind.

Die zweite Strophe von "Herbei, o ihr Gläub’gen" beschreibt das so: "Du König der Ehren, Herrscher der Heerscharen, verschmähst nicht zu ruhn in Marien Schoß."

(Zwischenspiel Klavier und Chor)

Ein Herrscher im Futtertrog

"O lasset uns anbeten den König!" – "Du König der Ehren" – so wird in dem Weihnachtslied das Jesuskind in der Krippe angeredet. Ein Herrscher im Futtertrog. Jesus ist ein König, der nicht andere zu Untertanen macht. Er macht nicht andere klein, sondern sich selbst. Jesus zeigt, wie viel Kraft zum Guten im Kleinen liegt.

"Den erziehe ich noch"

Im Film "Der kleine Lord" denkt der Earl von Dorincourt: Diesen vorlauten Bengel aus Amerika forme ich schon. "Diesen Knaben erziehe ich nach meiner Fasson."

Die erste Begegnung

Bei der ersten Begegnung zwischen Großvater und Enkel sieht alles einschüchternd aus für den achtjährigen Ceddie. Der Großvater thront in einer Halle an einem riesigen Kamin in einem Stuhl mit Armlehnen, neben ihm eine gewaltige Dogge. Statt einer Begrüßung hält sich der Großvater ein Monokel ans Auge, um seinen Enkel kritisch zu betrachten.

Nichtsdestotrotz geht Ceddie unbekümmert auf den alten Mann zu und begrüßt ihn herzlich. Die Kraft zum Guten im Kleinen. Ceddie geht selbstverständlich davon aus: Das ist mein Großvater. Der hat mich lieb. Und er ist ein guter Mensch.

Der unerschütterliche Glaube an die Liebe und das Gute

Ceddies unerschütterlicher Glaube an die Liebe und an das Gute bewirkt, dass der Großvater mit der Zeit in Bewegung kommt. Äußerlich und innerlich.

Die Lebendigkeit seines Enkels holt ihn raus aus dem Armsessel. Seine Gicht wird besser. Auch innerlich wirkt Ceddies Fröhlichkeit wie ein Gegengift gegen Verbitterung. Erstaunt stellt der bislang gefühlskalte Earl von Dorincourt fest: "Ich bin kein Mensch zum Gernhaben. Aber er vermag mich gernzuhaben."

Einfach Liebe

Liebe, die einfach da ist. Liebe, die einen Menschen gernhat, so wie er ist. Aber die gerade dadurch verändert.

Der Earl bleibt nicht, wie er ist, sondern er entdeckt und entfaltet seine besten Seiten. Das ist sehr weihnachtlich. Weihnachten ist das Fest der Liebe Gottes. Bedingungslos, ohne dass wir vorher etwas dafür tun müssen, verändert Gottes Liebe die Welt, macht sie heller und freundlicher.

Der Großvater erlebt das Glück, dass sein Enkel ihn bedingungslos gernhat. Dadurch wird er selbst mitfühlender mit anderen. Auch mit seinen Untertanen:

Der Anblick des Dorfes

Mit Ceddie an seiner Seite reitet der alte Earl von Dorincourt durch ein Dorf, das zu seinem Gebiet gehört. Die Menschen dort versinken im Elend. Der Großvater war seit Jahren nicht dort und sieht erstmals, wie schlecht es denen geht, für die er verantwortlich ist. Er sagt zu seinem Enkel: "Ich hoffe, du wirst dem Titel Earl von Dorincourt besser gerecht werden als ich." Ab dem nächsten Tag lässt er das Dorf instand setzen.

"Jeder Mensch sollte mit seinem Leben die Welt ein ganz klein wenig besser machen"

Sein Enkel Ceddie hat ihn dazu bewogen. Ceddie hat im Herzen, was seine Mutter ihm immer wieder sagt: "Jeder Mensch sollte mit seinem Leben die Welt ein ganz klein wenig besser machen."

Kitschig. Kann sein. Mich bewegt das. Weil das Jesuskind in der Krippe dann später als Erwachsener alle Liebe und sein Leben dafür gegeben hat, damit die Welt besser wird.

(Zwischenspiel Klavier)

Das Weihnachtsfest 

Zum Schluss gibt es ein Fest. Ein Weihnachtsfest! "Herbei, o ihr Gläub’gen" – "o kommet, o kommet!" Das muss man im Film "Der kleine Lord" den Leuten nicht zweimal sagen.

Denn alle kommen zum Weihnachtsfest auf Schloss Dorincourt. Die Schwester des Earl, mit der er sich zerstritten hatte und nun wieder versöhnt ist, samt ihrem schrulligen Mann. Die Adeligen genauso wie die Bediensteten feiern zusammen in der großen Schlossküche.

Das schönste Weihnachtsgeschenk

Das schönste Weihnachtsgeschenk für Ceddie: Er dachte, er müsste getrennt Weihnachten feiern -  erst mit seiner Mutter und dann mit seinem Großvater. Aber als er am Weihnachtstag zum Christbaum stürmt, tritt dahinter seine Mutter hervor. Sie und der Großvater lächeln sich an.

Die Realität abseits des Filmes

Nein, im echten Leben ist das nicht immer so. Nicht jede Geschichte hat ein Happy End. Menschen bleiben entzweit. Abgründe lassen sich nicht überbrücken. Einsamkeit bleibt bitter.

Umso mehr hoffe ich auf Gottes Liebe, die wir an Weihnachten feiern. Ich glaube daran, dass Gottes Glanz in unsere Welt einzieht, so bescheiden unsere Welt auch ist, so kalt sie sich oft anfühlt.

Jedes kleine Zeichen von Verbundenheit

Der große Gott kommt ins Kleine. Darum achte ich an Weihnachten auf jedes noch so kleine Zeichen, das Verbundenheit ausdrückt. Eine Weihnachtskarte. Ein Anruf. Ein Besuch. Eine freudig überraschende Begegnung. Ein schönes Erlebnis.

Auch dieser hr4 Gottesdienst jetzt mit Ihnen, liebe Hörerin, lieber Hörer, ist für mich so ein Zeichen, dass wir über Entfernung hinweg miteinander verbunden sind und gemeinsam schöne Weihnachtslieder singen und hören. Eine Stunde Weihnachten.

"Ehre sei Gott im Himmel und auf Erden"

Zum Schluss gibt es ein Fest. Auch in meinem Lieblings-Weihnachtslied "Herbei, o ihr Gläub’gen". In der dritten Strophe kommen Himmel und Erde zusammen und feiern gemeinsam. Wir Menschen hier unten singen zusammen mit den Engelschören da oben: "Ehre sei Gott im Himmel und auf Erden!"

Singen oder summen Sie doch mit! Frohe Weihnachten!

(abschließend Orgel, Horn und Chor)

 

Mitwirkende:

Liturgie und Predigt:             Pfarrer Martin Vorländer

Moderation und Lesung:       hr4 Moderator Hermann Hillebrand

Liturgische Mitwirkung:       Dore Struckmeier-Schubert 

Musikalische Leitung:           Gerald Ssebudde

Orgel:                                     Frank Hoffmann

Klavier und Gesang:              Gerald Ssebudde

Horn:                                      Alkim Köker

Harfe:                                     Karin Franke-André

Gesangs-Quartett:                  David-Christian Sixt, Aaron-Paul Schmitt, Anna-Magdalena Risser, Elisabeth Fischbach

Ü-Technik hr:                         Sven Fischer und Artur Büschel

Telefonseelsorge:                   Telefonseelsorgerin Mona Debus und Telefonseelsorgerin Annette Isheim

Kirchliche Redaktion:            Lisa Maria Tumma

Musik und Lieder: 

Still, still, still

Alle Jahre wieder

Maria durch ein Dornwald ging (Katholisches Gotteslob = GL 224)

Hört der Engel helle Lieder (Evangelisches Gesangbuch = EG 54)

Ich steh an deiner Krippen hier (EG 37, GL 256)

Cantique de Noël

Stille Nacht (EG 46, GL 249)

Titelmelodie „Der kleine Lord“

Herbei, o ihr Gläubgen (EG 45)

Instrumental Medley aus einigen Wunschliedern der hr4-Hörerinnen und Hörern

O du fröhliche (EG 44, GL 238)

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