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Liebe feiern, gerade wenn es schwierig ist
GettyImages / Pollyana Ventura

Liebe feiern, gerade wenn es schwierig ist

Charlotte von Winterfeld
Ein Beitrag von Charlotte von Winterfeld, Evangelische Pfarrerin, Frankfurt
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Früher habe ich ihn nicht gemocht: den Valentinstag, den 14. Februar. Wieder so ein Brauch, der aus England und den USA nach Deutschland herüberschwappt und dessen Macht sich kaum jemand entziehen kann. Ich dachte, es geht nur um Kaufen und Kommerz.

Valentin traute heimlich Liebespaare, gegen den Befehl des römischen Kaisers

Ich habe dann nachgeforscht: Der 14. Februar ist der Gedenktag von Valentin, einem Bischof. Er wirkte im heutigen Umbrien im 3. Jahrhundert. Er soll heimlich junge Liebespaare christlich getraut haben, insbesondere Soldaten, gegen den Befehl des römischen Kaisers.

Die Herrschenden waren der Ansicht: Christliche Eheschließungen halten damals angeblich die jungen Männer vom Wehrdienst ab und schwächen die Lust zu kämpfen. Bischof Valentin wird wegen seines Wirkens gefoltert und getötet.

Tausend Jahre später wurde der Valentinstag durch ein Gedicht populär

Rund tausend Jahre später schreibt ein englischer Poet ein Gedicht über die Hochzeit der Vögel und die romantische Liebe. Wörtlich sagt er: „Es geschah am Valentinstag. Als jeder Vogel kam, um seinen Partner zu wählen.“ Das trug dazu bei, den Valentinstag populär zu machen. Irgendwann hat sich der Tag der Liebenden und Verliebten durchgesetzt und auf der ganzen Welt verbreitet.

Mittlerweile denke ich: Warum denn den Valentinstag nicht feiern? Warum soll man nicht die Liebe feiern? Das feiern, was gerade glückt in der Beziehung?

Am Valentinstag an die denken, die es schwer haben, ihre Liebe zu leben

Wenn Bischof Valentin Paare getraut hat, die eigentlich nicht heiraten durften, dann ist das ein Fingerzeig für mich. Heute denke ich an die, die es besonders schwer haben, ihre Liebe zu leben.

Paare, bei denen die Partner die aus unterschidlichen Kulturen stammen

Ich denke an unser ehemaliges Au-Pair-Mädchen aus Madagaskar. Die junge Frau hat vor kurzem einen türkischen Mann aus einer Familie muslimischen Glaubens geheiratet. Sie leben ihre Liebe hier in Deutschland. Damit treffen drei unterschiedliche Kulturen und Traditionen aufeinander. Die Familien der beiden finden das nicht unbedingt gut, bis jetzt jedenfalls noch nicht.

Paare in lesbischen oder schwulen Beziehungen

Ich denke an Dorothea, eine Bekannte, die es zum ersten Mal zugelassen hat, sich in eine Frau zu verlieben, nachdem ihr lange nicht klar war, warum sie erfolglos in der Männerwelt gesucht hatte.

Ich denke an Christoph, meinen früheren Mitstudenten, der erst spät begriffen hat, dass er schwul ist und der es sich nicht zugetraut hat, als Pfarrer im Pfarrhaus zu leben, wegen seiner sexuellen Orientierung. Gerade hat er einen Partner gefunden.

Gott freut sich über jede Form von echter Liebe

Ich wünsche diesen drei so unterschiedlichen Paaren, dass ihre Liebe halten möge. Dass sie lernen, wie sie Schwierigkeiten überwinden können, mit Respekt und Geduld. Dass sie Menschen finden, die sie unterstützen.

Ich glaube fest: Gott freut sich über jede Form von echter Liebe. Denn: Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott in ihm. (1.Johannes 4)

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