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Der heilige Valentin oder: Da ist Liebe drin!
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Der heilige Valentin oder: Da ist Liebe drin!

Ein Beitrag von Martin Berker, Katholischer Pfarrer, Pfarrei Sankt Josef in Neu-Isenburg
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(Musikauswahl: Regionalkantorin Regina Engel, Neu-Isenburg)

Er ist einer der populärsten Heiligen unserer Zeit: der heilige Valentin. Vor allem Blumenhändler mögen ihn. Morgen, am 14. Februar, feiert die katholische Kirche seinen Gedenktag. Verehrt wird er als Patron der Liebenden und der Freundschaft. Viele Menschen schenken einander am Valentinstag Blumen oder eine andere Kleinigkeit, die zeigt: du bist mir wichtig.

Bei meiner Weihnachtspost im vergangenen Jahr hat mich folgende Geschichte erreicht, die mich sehr angerührt hat.

"Es war keine Liebe darin!“

In der Geschichte geht es um einen Pfleger, der einen alten Herrn kurz vor Weihnachten im Seniorenheim besucht und dabei Folgendes erlebt:

„Es war an einem Tag kurz vor Weihnachten. Ich besuchte einen alten Bekannten im Altenheim. Er hat gerade ein Paket bekommen. Als ich das Zimmer betrat, stocherte er in dem Paket herum. Man sah auf den ersten Blick: Es waren teure Geschenke eingepackt. Der alte Herr aber machte zu all dem nur ein mürrisches Gesicht. Kein Fünkchen Freude war zu sehen. „Aber Herr Huber”, sagte ich jetzt, „wie kann man vor solch einem Weihnachtspaket ein so trauriges Gesicht machen? Da sind doch nur gute und wertvolle Sachen darin!” Da sah mich der alte Herr an und sagte: „Da ist keine Liebe darin!” Dann begann er, von der reichen Tochter zu erzählen. Augenscheinlich hatte sie das Paket von den Angestellten packen lassen. Auf einer billigen vorgedruckten Weihnachtskarte stand geschrieben: „Deine Tochter Luise und Schwiegersohn”. Sonst nichts! Kein persönlicher Weihnachtswunsch, kein Besuch und auch keine Einladung wie: „Feiere das Fest mit uns!” Die bestens ausgesuchten Geschenke waren Stück für Stück noch mit den Preisschildchen versehen, damit der alte Vater merken sollte, was man für ihn ausgegeben hatte. Er hatte recht: Es war keine Liebe darin!“

(Text nach: Theodor Schnitzler, Erzählte Messe. Geschichten für Kinder)

Es fehlt die menschliche Wärme

Mich hat diese Geschichte berührt, sie sagt mir: Wenn das Geschenk noch so groß ist, es verliert seinen Glanz, wenn ich spüre, da hat sich jemand keine Gedanken gemacht beim Einpacken, beim Verschenken, da hat jemand nicht drüber nachgedacht, was zu mir passt.

Da ist keine Liebe drin! So etwas gibt es manchmal auch in einem Haus: Das kann noch so eine edle Architektur aufweisen, aber es fehlt diesem Haus die menschliche Wärme, das Gefühl von Geborgenheit.

Oder: Da hat jemand beruflich seine letzte Karrierestufe erreicht, aber um ihm herum ist es einsam. Er wird wegen seiner Kompetenz bewundert, aber es fehlt der warme Umgangston. Auch hier gilt: Da ist keine Liebe darin!  

Die Liebe zum Nächsten

Es verwundert mich nicht, wenn in den letzten Jahrzehnten der heilige Valentin es geschafft hat, ins Rampenlicht der Öffentlichkeit zu rücken. Der heilige Valentin transportiert nämlich die Sehnsucht nach Liebe und Wärme im Leben, und er macht eines bewusst: Mag ein Mensch alles erreicht haben und vieles besitzen, dann ist das nicht unbedingt eine Lebensqualität.  Das Leben gewinnt an Größe und Sinn, wenn die „Liebe zum Nächsten darin ist“. 

Musik 1: Thomas Tallis: If ye love me (Theatre of Voices; Paul Hillier, Thomas Tallis, Lamentations, Motets, String Music)     

Valentin handelt im Auftrag und Namen Jesu  

Der Valentinstag hat eine sehr lange Tradition. Schon seit dem 4. Jahrhundert wird am 14. Februar das Fest des heiligen Valentin begangen. Auf welchen Valentin es zurückgeht, ist aber gar nicht ganz klar.

Ein Gewinn durch seine liebenswürdige Art

Den Legenden nach gab es einen Valentin von Terni, der Bischof war, und einen Valentin von Rom. Möglicherweise handelt es sich aber um ein und dieselbe Person, die im 3. Jahrhundert gelebt hat. Fest steht, dass Valentin seit dem Jahr 350 nach Christus in der Kirche gefeiert wird – und zwar am 14. Februar, dem Tag, an dem der Legende nach Valentin eines Märtyrertodes starb, d.h. er wurde um seines Glaubens willen hingerichtet. Diesem Heiligen werden viele Wunderheilungen nachgesagt, z.B. waren die Mächtigen seiner Zeit beunruhigt, weil er durch seine liebenswürdige Art und seine große Weisheit viele Menschen für das Christentum gewonnen hatte - so wie Jesus. Die Legende erzählt z.B. die Heilung eines blinden Mädchens, auch Blindenheilungen erinnern an Jesus.

Schutzpatron der Liebenden

Das Motiv der Wunderheilungen taucht in vielen seiner Legenden auf: Es soll deutlich zeigen, dass der heilige Valentin ganz im Auftrag und im Namen Jesu handelt. Eine andere Überlieferung erzählt: Valentin hat gegen das ausdrückliche Verbot des Kaisers junge Paare nach christlichem Ritus getraut - aus diesem Grund wurde er hingerichtet. Erlaubt waren damals nur Trauungen nach dem römischen Ritus. In einer anderen Geschichte beschenkt Valentin Liebespaare mit wunderschönen Blumen aus seinem Garten. So ist Valentin zum Schutzpatron der Liebenden geworden.

Der altrömische Brauch

Der heute praktizierte Brauch, am Valentinstag Blumen zu schenken oder Präsente zu machen, könnte auch auf einen altrömischen Brauch zurückgehen. Denn genau am 14. Februar wurde im alten Rom das Fest der Göttin Juno, der Beschützerin von Ehe und Familie, begangen. Zu diesem Anlass wurden nicht nur die Altäre der Göttin geschmückt, auch die Frauen innerhalb der Familie wurden mit Blumen beschenkt. So fiel also der Feiertag zu Ehren des heiligen Valentin auf vorbereiteten Boden, kein Wunder also, dass der heilige Valentin von Anfang an mit Blumengeschenken verbunden wurde.

Segensgottesdienste für Paare

Um 1950 griffen Gärtner und Floristen den alten Brauch wieder auf, am Valentinstag lieben Menschen Blumen zu schenken. In den 1990er Jahren störte es den damaligen Erfurter Dompfarrer, dass die Händler den heiligen Valentin für ihre Geschäfte einspannten, die Leute aber nichts über den Patron der Paare wüssten. So wurde die Idee geboren, am Valentinstag Paare zu segnen. Auch in vielen hessischen Kirchen werden in diesen Tagen Segensgottesdienste für Paare angeboten.

Musik 2: Georg Friedrich Händel: Violinsonate F-Dur, op.1,12; HWV 370         1.Satz: Adagio (London Baroque, Ingrid Seifert, Charles Medlam, John Toll, Handel, Deutsche Arien)

Segen bedeutet Gutes sagen  

"Gutes sagen"

In vielen Gemeinden wird rund um den Valentinstag ein Segensgottesdienst angeboten. In ihm können Paare sich und ihre Beziehung segnen lassen. Gott gibt seinen Segen dazu, wenn sich zwei Menschen einander vertrauen und füreinander einstehen.

Segnen, das können übrigens nicht nur Priester oder Kirchenleute, Segen weitergeben können alle Menschen. Als Kind habe ich erlebt, wie meine Mutter mir, bevor ich zur Schule ging, ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet hat. Ohne viel Worte. Ich spürte, sie wünscht mir Gutes, ist für mich da, stellt mich unter den Segen Gottes. In der Taufliturgie zeichnen die Eltern und Paten ihrem Kind zu Beginn ein Kreuz auf die Stirn und bringen somit zum Ausdruck: „Du bist von uns und von Gott geliebt“. Bei einer Hochzeit spenden sich die Brautleute mit ihrem Ja-Wort das Sakrament und schließen den Bund miteinander. So ähnlich ist das auch mit dem Segen, den sich zwei Menschen am Valentinstag schenken lassen. Sie segnen sich damit auch gegenseitig. Segen, auf Latein heißt: Benediktion, und das bedeutet: Gutes sagen. Wer seinen Partner, seine Partnerin segnet, sich mit ihr unter den Segen Gottes stellt, der sagt: Ich wünsche dir von Herzen Gutes. Ich halte zu dir. Ich glaube daran, dass du mir Gutes tust.

Musik 3: John Rutter: The Lord bless you and keep you (The Cambridge Singers,  City of London Sinfonia, John Rutter, The very best of John Rutter)

Ein Patron für alle Liebenden

Ich kenne auch einige Menschen, die den Valentinstag kritisch sehen und fragen: Warum braucht es unbedingt einen Tag, um anderen Menschen durch Geschenke eine Freude zu machen? Und andere sagen, der Heilige Valentin sei ja wohl vor allem der Schutzheilige der Floristen, weil er ihnen durch diesen Tag zum besten Geschäft des Jahres verhilft. Man kann auch noch weiterfragen: Ist der Valentinstag nur was für frisch Verliebte oder Menschen vor der Hochzeit - oder auch noch für diejenigen, die seit 35 Jahren zusammenleben und deren Liebe schon durch manche Hochs und Tiefs gegangen ist? Ich denke: Auch, wenn der heilige Valentin durch seine Lebensgeschichte und seinen Einsatz für christliche Hochzeitspaare erst mal an jüngeren Verliebten denken lässt: Er ist ein Patron für alle Liebenden.

Zeichen der Liebe

Er steht für mich für alle, die ein Herz für andere haben. Liebe ist ja nicht nur etwas, was es zwischen Paaren und Partnern gibt. Liebe ist auch in allen anderen Beziehungen wichtig. Ja mehr noch. Liebe - damit verbunden ein Herz zu haben für andere - ist eigentlich ein wesentlicher Teil unseres Lebens. Ich denke zum Beispiel an die Liebe der Eltern zu den Kindern, und alle Eltern werden sich erinnern, dass man manchmal – aus Liebe – den Kindern etwas durchgehen hat lassen. Liebe zu den Kindern, die sich auch dann zeigt, wenn diese etwas Falsches gemacht haben oder wenn sie traurig sind und Trost brauchen und man sie in den Arm nimmt und tröstet und sagt: Ich hab dich doch lieb. Dadurch wird das getan, was Valentin auszeichnet: ein Herz für die anderen Menschen haben. Valentin hat ein Zeichen der Liebe gesetzt - Zeichen der Liebe, die man nicht nur durch Worte weitergeben kann, Zeichen der Liebe, die sich in kleinen Gesten finden.

Da schenkt man mit Herz

In unserer Gemeinde musste dieses Jahr der Neujahrsempfang wegen Corona ausfallen. Ich habe den Ehrenamtlichen einen Neujahrsbrief geschrieben, verbunden mit einem kleinen Geschenk. Unsere Pfarrgemeinderatsvorsitzende hatte die Idee, diese Geschenke liebevoll und kreativ zu verpacken, und oft haben die Ehrenamtlichen zurückgemeldet, wie schön das Geschenk eingepackt war. Über das Geschenk haben die Ehrenamtlichen sich gefreut, die Verpackung ließ spüren, da ist Liebe drin, da schenkt man mit Herz.

Als mein Bischof mir mit einem Brief zum Tod meines Vaters kondolierte, schrieb er handschriftlich persönliche Worte hinzu. Ich habe gespürt, er war mit dem Herzen dabei.

Es gibt viele Möglichkeiten, wie Valentin für andere ein Herz zu haben. Und daran erinnert mich auch der Valentinstag.

Musik 4: Antonio Vivaldi: Concerto C-Dur „Il piacere“, op. 8,6, 2. Satz: Largo (Alice Harnoncourt, Concentus Musicus Wien, Nikolaus Harnoncourt, Vivaldi, Le quattro Stagioni, Concertos op.8)

Geprägt von Respekt und Achtung

Bei Hochzeiten gibt es einen Bibeltext, der auf der Rangliste der gewünschten Texte ganz weit oben steht. Er ist bekannt unter dem Namen „das Hohelied der Liebe“.

Dabei ist für den Verfasser, dem Apostel Paulus, wichtig: Liebe braucht es nicht nur in Familie, zwischen Partnern und Kindern. Das Hohelied der Liebe ruft dazu auf: Liebe ist etwas, was das menschliche Miteinander prägen soll. Wir sollen einander mit Liebe begegnen, unser Umgang miteinander soll geprägt sein von Respekt und Achtung, auch wenn uns das im Alltag, im ganz normalen Leben manchmal gar nicht so leicht fällt.

Hier einige Zeilen aus diesem berühmten Hohelied der Liebe im 1. Korintherbrief der Bibel:

„Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht, sie prahlt nicht, sie bläht sich nicht auf. Sie handelt nicht ungehörig, sucht nicht ihren Vorteil, lässt sich nicht zum Zorn reizen, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich nicht über das Unrecht, sondern freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf.“ (1 Kor 13, 4-8a)

Die wunderbaren Worte über die Liebe

Paulus ist kein romantischer Träumer. Er ist einer, der das Leben kennt, der auch viel Leid, Verfolgung, Eifersucht erlebt und erfahren hat. Paulus weiß, wie die Menschen sind. Den ersten Korintherbrief schreibt Paulus an die von ihm gegründete Gemeinde, weil er gehört hat, dass es dort Spaltungen gibt, heftige Konflikte - eben all die Menschlichkeit - die Liebe so oft verletzen und zerbrechen lassen. Ausgerechnet in diesem Brief, in dem er die Gemeinde auch regelrecht ermahnt, schreibt er diese wunderbaren Worte über die Liebe. Paulus weiß ganz genau, wie die Menschen ticken. Wenn er also trotz aller Enttäuschungen mit solcher Leidenschaft über die Liebe spricht, dann tut er dies, weil er weiß: Es handelt sich bei der Liebe um eine Macht, die größer ist als wir Menschen.

Liebe ist ein Geschenk

Woher aber dieses scheinbar grenzenlose Vertrauen in die Liebe? Weil Liebe für Paulus nichts ist, was wir Menschen machen können. Man kann sie sich nicht verdienen. Man kann sie nicht erkaufen. Liebe ist ein Geschenk, eine „Gnadengabe“, wie Paulus das nennt, also ein Geschenk, das von Gott kommt. Gott hat uns zuerst geliebt. Seine Liebe erst versetzt uns in die Lage, auch einander zu lieben. Nirgends liegen Geschenk und Herausforderung, Gabe und Aufgabe so dicht beieinander: Weil Gott uns seine Liebe umsonst, gratis, aus reiner Gnade geschenkt hat, deswegen können wir auch einander lieben, vorbehaltlos, rückhaltlos.

"Ohne Liebe ist alles wertlos"

Dass das immer leicht sei, das wird nirgends gesagt. Gerade weil Paulus weiß, wie die Menschen sind, weiß er auch, wie schwer die Liebe manchmal sein kann. Eben nicht selten auch ein Ertragen; Liebe ist eine große Herausforderung, keine Frage, und sie ist auch das, was alles verändert. Wo keine Liebe darin ist, ist alles wertlos. Aber umgekehrt: Mit Liebe wird selbst der kleinste, bescheidenste, unscheinbarste Beitrag zu etwas Großartigem.

Am Valentinstag spielen Blumen eine große Rolle. Am Ende möchte ich einen Blumenstrauß binden, wenigstens symbolisch: einen Blumenstrauß für alle, die verliebt sind und an die Liebe glauben.

Einen Blumenstrauß für alle Kranken und für die, die ihnen hilfreich zur Seite stehen.

Einen Blumenstrauß für die, die bis an ihre Belastungsgrenzen und darüber hinaus gefordert sind und sich einsetzen.

Einen Blumenstrauß für die, denen wir persönlich viel zu verdanken haben und für die, um die wir uns Sorgen machen.

Einen Blumenstrauß an alle, die Valentin oder Valentina heißen und ihren Namenstag feiern.

Unser Leben hell machen

Möge die Liebe Gottes um sich greifen und unser Leben hell machen, damit wir achtsam und gut miteinander leben lernen. Mit Liebe wird selbst der kleinste, bescheidenste, unscheinbarste Beitrag zu etwas Großartigem.  

Musik 5: Johann Pachelbel: Canon in D (aus dem hr-Musikarchiv).

 

 

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