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Juri Gagarin
Bild: Pixabay/dimitrisvetsikas1969

Juri Gagarin

Tanja Griesel
Ein Beitrag von Tanja Griesel, Evangelische Pfarrerin, Fritzlar
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Am 12. April 1961 fliegt Juri Gagarin als erster Mensch in den Weltraum. Der Flug wird im Vorfeld streng geheim gehalten. Schließlich ist es nicht sicher, ob die Weltraummission gelingen wird. Für Gagarin ein großes Abenteuer. Warum fiel die Wahl auf ihn? Vielleicht weil ihm ein ruhiges und besonnenes Temperament nachgesagt wurde.

"Haben Sie im Weltraum Gott gesehen?", wird Gagarin gefragt

Es braucht schon gute Nerven, um sich von einer Rakete ins Weltall schießen zu lassen. Die Nerven behält Gagarin. "Ich kann Täler, Wälder und Wolken sehen", soll er damals über Funk geschwärmt haben. 108 Minuten dauert seine Erdumrundung. Der Flug ist ein voller Erfolg. Und Gagarin wird als Held bejubelt. In einem Interview wird er danach von einem West-Journalisten gefragt: Haben Sie im Weltraum Gott gesehen? Gagarin verneint.

Widerlegt der Weltraum die Existenz Gottes?

Eine ungewöhnliche Frage. So als wäre die Mission, einen Menschen ins All zu befördern, nicht der Wissenschaft geschuldet, sondern der Frage nach Gott.
Schaut sich Gott seine Schöpfung von dort oben an? Oder ist außerhalb unseres Orbits ein schwarzes Nichts? Widerlegt der Weltraum gar die Existenz Gottes?

Wie Gagarins Nein gedeutet wurde

Juri Gagarin haben manche genauso verstanden: Sein Nein wurde gedeutet als Absage an die Religion, an den Glauben und an Gott. Damit wird man Gagarin nicht gerecht. Wenn es diesen Dialog wirklich gegeben hat, war seine Antwort vermutlich der atheistischen Staatsdoktrin geschuldet. Der sowjetische Staat verneinte die Existenz Gottes. Gagarins knappes Nein entlarvt aber auch die Frage als nicht besonders klug gestellt. Was hat denn der Journalist erwartet? Etwa einen Gottesbeweis? Ein höheres Wesen, von dem man ein Foto im Orbit schießen kann?

Wir müssen nicht in den Weltraum fliegen, um Gott zu finden

Juri Gagarin war kein Theologe. Er war Astronaut. Er war Mitglied der kommunistischen Partei und er war orthodoxer Christ. Und so erklärt sich, was er bei einer anderen Gelegenheit gesagt haben soll: "Ein Astronaut kann nicht ins All fliegen und Gott nicht in seinem Kopf und in seinem Herzen haben!"

Wir müssen nicht in den Weltraum fliegen, um Gott zu finden. Er ist es, der uns findet. Und darüber staune ich immer wieder aufs Neue.

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