Frankfurt liest ein Buch: Das siebte Kreuz
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Frankfurt liest ein Buch: Das siebte Kreuz

Verena Maria Kitz
Ein Beitrag von Verena Maria Kitz, Katholische Pastoralreferentin in St. Michael, Zentrum für Trauerseelsorge, Frankfurt

Zum ersten Mal ist mir dieses Buch in der Schule begegnet, irgendwann in der Mittelstufe: Ich sehe noch die Seiten im Deutschbuch vor mir: aus dem Roman: „Das siebte Kreuz“ von Anna Seghers. Die Geschichte von sieben Häftlingen, die aus dem fiktiven KZ Westhofen bei Worms fliehen. Der Lagerkommandant lässt daraufhin an sieben Bäumen, zurechtgestutzten Platanen, Kreuze errichten. Da sollen die Geflüchteten hängen, wenn sie wieder eingefangen worden sind. Der Roman begleitet Georg Heisler, den einzigen Entflohenen, dem am Ende die Flucht gelingt. Unterwegs trifft er auf Männer und Frauen, die sich entscheiden müssen: Verraten sie ihn oder helfen sie? Stehen sie zu ihren Idealen oder werden sie von der Angst um sich selbst besiegt?

Dieses Buch, „Das siebte Kreuz“, steht in diesem Jahr im Mittelpunkt der Aktion: Frankfurt liest ein Buch. Und ich finde, die Verantwortlichen hätten kein passenderes Buch auswählen können. Genau vor einem Monat ist in Paris eine Überlebende des Holocaust ermordet worden, wahrscheinlich aus antisemitischen Motiven. Auch bei uns in Deutschland nehmen Angriffe zu auf jüdische Mitbürger und Einrichtungen, und Unterkünfte für geflüchtete Menschen werden bedroht.

Damals, als ich „Das siebte Kreuz“ gelesen habe als Jugendliche, da habe ich mich gefragt: Wie hätte ich reagiert? Was hätte ich getan? Diese Fragen sind heute erst recht dran, finde ich. Wir müssen wach sein: Hass verachtet Menschen und hat brutale Wirkungen. Ein Buch wie „Das siebte Kreuz“ rüttelt auf. Und es macht Mut. Mut dem Hass etwas entgegenzusetzen. Das fängt im Kleinen an: Zum Beispiel zu widersprechen, wenn Menschen andere mit Worten ausgrenzen und erniedrigen wollen. Der letzte Satz im Buch „Das siebte Kreuz“ heißt: „Wir fühlten alle, wie tief und furchtbar die äußeren Mächte in den Menschen hineingreifen können, bis in sein Innerstes, aber wir fühlten auch, dass es im Innersten etwas gab, was unangreifbar war und unverletzbar.“

Das Buch, das Frankfurt jetzt liest, „Das siebte Kreuz“ – es ruft auf: Sorgt dafür, dass Menschen frei und ohne Angst leben können. Nicht nur im Inneren, sondern ganz konkret, in unserer Stadt, in jeder Stadt. Die Botschaft dieses Buches ist heute so aktuell wie damals. Deswegen hoffe ich, dass viele Menschen das Buch lesen – in unserer Stadt und weit über Frankfurt hinaus!

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