Ermutigung
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Ermutigung

Pia Arnold-Rammé
Ein Beitrag von Pia Arnold-Rammé, Katholische Pastoralreferentin, Referentin für Sozialpastoral, Frankfurt

„Das Grün bricht aus den Zweigen, wir wolln das allen zeigen, dann wissen sie Bescheid“ – so endet ein Lied von Wolf Biermann, wohl das bekannteste von ihm. „Ermutigung“ heißt es, und geschrieben hat er es 1968 in der DDR. Er hat es einem Freund gewidmet, der damals von der Staatssicherheit überwacht und isoliert wurde, als Ermutigung in dieser schweren Situation. Es wurde auch bald in der Bundesrepublik sehr bekannt. Und als 1980 die grüne Partei gegründet wurde, passte dieser letzte Vers geradezu perfekt. Das Grün bricht aus den Zweigen – es war eine Zeit des Aufbruchs und der neuen Ideen. Einer der ersten Männer der grünen Partei wird heute 70 – Joschka Fischer. 1980 hätte wohl niemand gedacht, dass er mal Außenminister werden würde, damals hat er noch Turnschuhe getragen und natürlich keinen Schlips. Aber das ist lange her. Trotzdem gilt er bis heute als der Aufsteiger der Grünen Partei: vom Taxifahrer zum Außenminister.

 

Das alles ist Geschichte: die DDR gibt es nicht mehr, die Stasi auch nicht. Die Grünen sind längst eine etablierte Partei, und Joschka Fischer läuft mittlerweile auch mit Anzug und Schlips herum. Und braucht noch jemand das Lied „Ermutigung“ von Biermann? Ich finde unbedingt ja! Sowohl die Geschichte der Protestbewegung in der DDR als auch die Gründung der grünen Partei zeigen mir: auch kleine Anfänge können eine große Veränderung bewirken. Oft höre ich Sätze wie: „Da kann man ja doch nichts machen - Das ist alles eine Nummer zu groß für mich- - Wie soll man denn da was bewegen?“. Genau deshalb sind solche Ermutigungserfahrungen in unserer Geschichte so wichtig. Sie zeigen: ich kann was bewegen, ich kann was verändern, wenn ich mich mit anderen zusammenschließe, wenn ich mich nicht zu schnell von Schwierigkeiten und Hindernissen entmutigen lasse.

Das ist natürlich manchmal leichter gesagt als getan. Aber genau deshalb sind Lieder oder Gedichte wie das von Wolf Biermann so wichtig. „Du, lass dich nicht verhärten in dieser harten Zeit. Du kannst nicht untertauchen. Du brauchst uns, und wir brauchen grad deine Heiterkeit.“ Lieder wie dieser verändern nicht die Welt. Aber sie können helfen, schwere Zeiten zu bestehen. Und sie machen Mut zur Veränderung.

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