Punkt, Punkt, Komma, Strich

Punkt, Punkt, Komma, Strich

Ein Beitrag von Frank Fornacon, Pastor evangelische Freikirche

Punkt, Punkt, Komma, Strich – fertig ist das Mondgesicht. So haben wir das als Kinder gelernt. Wenige Striche, am Ende ein Kreis drum herum. Ein Kinderspaß. Mehr braucht, es nicht um ein menschliches Gesicht zu zeichnen. Man muss das Leben nicht allzu kompliziert betrachten. Vieles ist einfacher, als man denkt.

Ein Gedicht, in dem es auch ums Zeichnen und Malen geht, hat mich später einmal berührt. Es stammt von Reiner Kunze. Der heute 81jährige war damals, als das Gedicht erschien, um die vierzig. In dem Alter beginnt man meist darüber nachzudenken, was im Leben wirklich zählt. Bis dahin träumte man von immer mehr. Vom großen Glück der großen Liebe, vom großen Auto, von großen Erfolgen. Aber jetzt in der Lebensmitte merkt man, wenn man achtgibt, dass das gar nicht alles ist. Vieles ist viel einfacher als gedacht. Eine Kinderzeichnung scheint Reiner Kunze zu seinem Gedicht inspiriert zu haben:

Du hattest ein Viereck gemalt,
darüber ein Dreieck,
darauf (an die Seite) zwei Striche mit Rauch -
fertig war DAS HAUS
Man glaubt gar nicht, was man alles nicht braucht.

Mehr ist nicht nötig. Keine Schnörkel, kein Erker, keine großartige Dekoration. Das Haus des Lebens braucht vieles nicht, was man unbedingt haben möchte. Wer glücklich sein will, kann auf den Ballast des Lebens verzichten. Es geht auch ohne die vielen Sachen, die das Leben nicht versüßen, sondern erschweren.

Was ist wichtig im Leben? Ein Freund! Eine gute Ehe! Ein Mensch, der froh ist, dass ich da bin! Ich habe genug, wenn ich mit anderen teilen kann. Wie schön, wenn andere auch mit mir teilen: Ihr Glück, ihre Sorgen, ihre Habe und ihre Bedürfnisse. Gute Beziehungen machen das Leben reich. Menschen sind wichtiger als Sachen. Manchmal hilft es, ganz bewusst zu entrümpeln. Was in meinem Kleiderschrank brauche ich wirklich? Welche Bücher hatte ich seit Jahren nicht in der Hand? Wie groß ist mein Haus oder meine Wohnung? Ist sie nicht viel zu groß und fordert viel zu viel Einsatz? Wie wichtig ist mir der volle Terminkalender. Muss ich immer etwas vorhaben?

Vielleicht ist tatsächlich weniger manchmal mehr. Weniger Termine schaffen mehr Freizeit, weniger Wohnraum eröffnet neue Spielräume, mit anderen zusammen zu sein. Weniger in den Schränken lässt das Leben leichter werden. Wenn ich lerne, mit weniger zufrieden zu sein, dann brauche ich mich auch weniger zu sorgen. Die Angst nimmt ab, das eigene Hab und Gut zu verlieren.

Der Abschied von den vielen – nur scheinbar wichtigen – Dingen fällt leichter, wenn man sich auf andere verlassen kann. Für Christen ist Gott ein solcher Anker, der Halt gibt. Wer ihm vertraut, wird mehr und mehr erfahren, wie wenig man braucht, um glücklich zu sein.

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