Endurance – Durchhalten können ist gut, aber nicht immer

Endurance – Durchhalten können ist gut, aber nicht immer

Dr. Peter Kristen
Ein Beitrag von Dr. Peter Kristen, Evangelischer Pfarrer und Studienleiter, Religionspädagogisches Institut Darmstadt

Endurance, Ausdauer, so hieß das Segelschiff, mit dem der britische Antarktisforscher Ernest Shackleton heute vor hundert Jahren zu einer berühmt gewordenen Expedition aufgebrochen ist. Ausdauer und Durchhaltevermögen brauchte er auch, denn sein Ziel war es, die Antarktis zum ersten Mal auf dem Landweg zu durchqueren. Es ist ein Überlebensdrama geworden: Das Schiff wurde vom Eis eingeschlossen, es konnte dem Druck nicht standhalten, wurde zerdrückt und ist gesunken.

Shackletons Männern blieb nur, selbst Hilfe zu holen. Über das Eis und in offenen Booten waren sie weit mehr als ein Jahr unterwegs ohne festen Boden unter den Füßen. Man erzählt, dass Shackleton auch in ausweglosen Situationen keinen verlorengegeben hat. Alle überlebten. Sein Leitspruch war: „Ein Mann muss sich sofort ein neues Ziel setzen, wenn sich das alte als unerreichbar erweist.“ Und Ausdauer hat er in beruflichen Dingen bewiesen: Bei seiner ersten Expedition als dienstunfähig nach Hause geschickt – er hat durchgehalten.

Nie genug Geld für seine Expeditionen – er hat sich selbst verschuldet. Keine Karriere bei der Marine oder in der Politik… Er setzte sich sofort ein neues Ziel, wenn er das alte nicht erreicht hat. Aber: Zuhause, wenn Shackleton nicht unterwegs war, war sein Leben oft rastlos und unerfüllt. Reich geworden ist er nicht. Er sieht seine Frau und Kinder nur selten und ist am Ende hoch verschuldet und krank. Er hatte eine Herzschwäche und auch ein Problem mit Alkohol. Mit 47 Jahren ist Ernest Shackleton gestorben.

In der Not hatte sich seine Durchhaltestrategie bewährt, für den Alltag taugte sie aber nicht. Kein Mensch kann und soll immer nur durchhalten müssen. Jesus jedenfalls hat die Frauen und Männern nicht zum Durchalten aufgefordert, die mit ihm unterwegs waren. Sie waren müde von ihrer Arbeit, müde vom Reisen Jesus hat sie eingeladen, sich an einem ruhigen Ort auszuruhen. (Mk 6,31)

Er sagt: "Kommt zu mir, alle, die ihr euch abmüht und belastet seid! Ich will euch Ruhe schenken." (Matthäus 11,28) Vom griechischen Wort für „Ruhe schenken“ kommt unser Wort „Pause“. Durchhalten, Ziele verfolgen und sich für andere einsetzen, das ist sicher erstrebenswert, besonders in der Not. Zwischen zwei Zielen auch mal eine Pause zu machen, das tut im Alltag gut.

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