hr4 ÜBRIGENS
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Pawlik, Bettina

Ein Sendung von

Katholische Gemeindereferentin im Ruhestand

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Mobbing und Mitgefühl

Die Enkelin meiner Freundin wird in der Schule gemobbt. Meike hat dort schon Schlimmes erlebt. Peinliche Bilder von ihr kursieren in den sozialen Medien. Hass- und Drohnachrichten bekommt sie fast täglich. Sie soll aus der Klasse verschwinden, sie bekommt Übles gewünscht, sie soll sich was antun. Schulkameradinnen und -kameraden, mit denen sie täglich zusammen ist und die sie schon lange kennt, die tun ihr das an.

Wie fühlt sich ein Mensch, wenn er so etwas erlebt?

Warum machen die das? Meike ist nicht so geschickt im Umgang mit ihren Mitschülern. Sie hat auch nicht immer die neuesten Markenklamotten an. Immer schon war sie eine Außenseiterin, aber in den letzten Wochen ist es immer schlimmer geworden. Die Lehrer suchen das Gespräch in der Klasse. Dabei kommen Sprüche wie: „Die ist doch selber daran schuld.“ Oder: „Eine muss es ja treffen?“  Die, die das Mobbing betreiben, fühlen sich stark – und was mich sehr betroffen macht, auch im Recht. Ihnen fehlt eine Eigenschaft, die ich fast für die wichtigste menschliche Eigenschaft halte: Ihnen fehlt Mitgefühl, die Fähigkeit, sich in einen anderen Menschen hineinzuversetzen. Sie können nicht – oder sie wollen es sich nicht vorstellen: Wie fühlt ein Mitmensch, wenn er so etwas erleben muss?

Mitgefühl, sich in andere hineinversetzen, hat Jesus uns vorgelebt

Fehlendes Mitgefühl oder fehlende Empathie, wie man diese Fähigkeit auch nennt, das muss Meike erleben. Das erleben auch Menschen, die in Kriegsgebieten leben müssen. Oder die vom rechten Pöbel mit ausländerfeindlichen oder antisemitischen Parolen angefeindet werden. Ich wünsche mir, dass viele Menschen für dieses Problem sensibel werden. Mitgefühl ist eine zutiefst christliche Eigenschaft. Die Geschichten von Jesus erzählen immer wieder, wie er sich die Sorgen der Menschen anhört und sich ihnen liebevoll zuwendet. Das ist das genaue Gegenteil von dem, was Meike erlebt. Ich wünsche ihr, dass sich ihre Mitschüler besinnen und das Mobbing ein Ende hat – weil es Menschen mit Mitgefühl gibt.