Oscar und das Wunder um halb elf
Das Wunder geschieht um halb elf, am Ende der großen Pause. Oscar weiß es wie heute. Damals ist er zehn Jahre alt und will vom Schulhof in die Klasse.
Oscar wird gemobbt
Tränen laufen ihm über die Wangen. Sie haben sich wieder lustig gemacht über ihn. Dicker, haben sie gerufen, Kugel auf Beinen. Oscar ist dick, das weiß er selber. Heute muss er mal wieder weinen auf dem Weg in die Klasse. Andere können schlimm sein. Es ist halb elf. Und ein Wunder geschieht.
Eine wunderbare Zusage
Oscar sieht eine Lehrerin. Sie geht nicht weg, wartet auf ihn. Oscar wischt sich übers Gesicht. Als er um sie herumgehen will, tritt sie ihm in den Weg und sagt: Du bist doch der Oscar aus der vierten Klasse. Ja, sagt Oscar. Komm mal her, sagt die Lehrerin und nimmt seinen Arm. Oscar bleibt stehen und lässt geschehen. Ich will dir mal was sagen, sagt die Lehrerin. Ich sehe dich immer auf dem Schulhof, sagt sie, und finde, dass du ein toller Junge bist.
Dann nimmt sie ihren Arm und legt ihn über die Schulter des Jungen.
Ein neues Lebensgefühl
So gehen sie zum Klassenzimmer. Der Arm der Lehrerin bleibt auf seinen Schultern. Alle können es sehen. Oscar fühlt sich groß statt nur rund. Er denkt nichts, fühlt aber viel. Und ist ein anderer Mensch geworden, weiß er heute. Ein Wunder geschieht, damals um halb elf. Jemand mag ihn. Und zeigt es. Oscar war selig, bekam eine Gänsehaut mit dem Arm auf den Schultern. Der fühlte sich an wie vom lieben Gott persönlich.